Ein verregneter Freitagabend. Netflix flimmert traurig in der Kiste. Die „Potato“ hat es sich auf der Couch bequem gemacht. Und das alles nur, weil sich niemand findet, der heute mit ins Konzert geht. Diese oder ähnliche Szenarien haben nun endlich ein Ende – die Lösung lautet Mitgehbörse Ulm.

Couch Potato
Allein auf der Couch oder zusammen ins Konzert? © shutterstock

Erfindertum in Schwaben

 

Dass man in dem schwäbischen Städtchen mit dem höchsten Kirchturm der Welt gerne innovativ ist – man denke nur an die ersten Flugversuche des Schneiders von Ulm oder den hier gebürtigen Albert Einstein – haben Ulmer und Ulmerinnen mitsamt dem Wahrzeichen des Ulmer Spatzen mehrfach unter Beweis gestellt. So darf man nicht nur nach sportlichen 768 Treppenstufen aus 161 Metern Höhe in die Tiefe gucken und beim alljährlichen traditionellen „Nabada“ am Schwörmontag, dem vorletzten Montag im Juli, die Donau „hinunterbaden“ – auch das praktische Car-Sharing-Prinzip „Car to go“ mit den Smarts von Mercedes hat seinen Ursprung in der Donaustadt. Halten wir also fest: Erfindertum, das liegt den Ulmern im Blut.

Altstadt von Ulm
Die Altstadt von Ulm – Heimat der Erfinder © shutterstock

„Happiness is only real when shared“

 

Weil niemand gerne allein ins Konzert geht und Kultur gemeinsam erlebt so viel mehr Spaß macht, hat sich die städtische Kulturabteilung etwas Besonderes einfallen lassen: die Mitgehbörse.

Das Pilotprojekt der Stadt Ulm verfolgt die handfeste Mission, kulturinteressierte Menschen jeden Alters und jeder Herkunft zusammenzubringen und einen gemeinsamen Kulturbesuch sowie den gemeinsamen Austausch zum aktuellen Angebot in Ulm und dem nahegelegenen Neu-Ulm vis-à-vis der Donau einfach und unkompliziert zu ermöglichen.

Das gelingt über ein Online-Portal, bei dem sich Interessierte kostenlos registrieren und, nach Bestätigung der Nutzungsbedingungen, ein eigenes Profil erstellen können. Einzige Voraussetzung: man muss volljährig sein.

Immer up to date

 

Woher weiß ich, wann welche Veranstaltungen stattfinden? Ganz einfach: Der unkomplizierte Zugang zum Kultur- und Eventbetrieb wird mittels eines Online-Veranstaltungskalenders der Städte Ulm und Neu-Ulm gewährleistet, der in das Portal integriert ist. Welche Angebote derzeit auf dem Programm stehen, ist so auf einen Blick sichtbar. Zudem lässt sich sehen, wie viele Teilnehmer sich für eine bestimmte Veranstaltung interessieren und ob es vielleicht sogar schon eine Gruppe gibt, der man sich anschließen kann. Beiträge zu einzelnen Veranstaltungen können überdies von allen Nutzern erstellt oder kommentiert werden. Suchfilter ermöglichen zudem weitere Gleichgesinnte zu finden. Und das Beste: die Nutzung der Börse ist kostenlos!

Gut gefragt – nachgehakt!

 

Schon 2012 hat eine Bevölkerungsumfrage gezeigt, dass eine fehlende Begleitung oder mangelndes Interesse im Freundes- und Bekanntenkreis häufige Hinderungsgründe sind ins Theater, Museum, die Kunsthalle oder ins Konzert und auf ein Open-Air zu gehen. Ein „Ich möchte heute lieber auf der Couch bleiben“ hat schon so manchen Enthusiasten ausgebremst. Und manchmal fehlt auch einfach der Mut, alleine in eine Veranstaltung zu gehen, den vielsagenden Blicken der anderen scheinbar willkürlich ausgeliefert.

Kunsthalle Weishaupt in Ulm
In Begleitung doppelt schön: Die Kunsthalle Weishaupt in Ulm © Christoph Seeberger

Doch auch gesundheitliche Einschränkungen und das mangelnde Einführungsangebot für Kultur-Unerfahrene wurden als Hinderungsgründe von den Teilnehmenden genannt, sowie die Tatsache, dass Konzerte & Co. häufig in Begleitung stattfinden. Für Ulms städtische Kulturabteilung Grund genug, geeignete Maßnahmen zu entwickeln, die den gemeinsamen Kulturbetrieb fördern und auf diese sozialen Bedürfnisse einzugehen.

 Ich bin ein Kulturlotse, und du?

 

Sie teilen ihre Leidenschaft und persönliche Begeisterung für Kultur – die Kulturlosten. Als ehrenamtliche Mitarbeiter der Mitgehbörse Ulm stellen sie aktiv Mitgeh-Angebote in das Online-Portal ein und unterstützen auch Neulinge beim Einstieg ins Ulmer Kulturleben. Gemeinsam mit anderen besuchen sie Veranstaltungen, nehmen die Angst vor dem gegenseitigen Kennenlernen

 

Aufmacherbild: © shutterstock