„Leever de dunkelste Kneip als wie de hellste Arbeitsplatz.“ Kölsche Lebensweisheiten wie diese gibt es zuhauf in der Domstadt, meist haben sie einen ähnlichen Status wie die Gesetzesbücher des Landes. Und weil in Köln selbst die dunkelste Kneipe Licht in den grauen Alltag bringt, sind die zahlreichen Brauhäuser auch eine ideale Anlaufstätte für Konzert- und Opernbesucher. Da Köln aber eine Millionenmetropole ist, sind natürlich auch die mondänen Bars und Restaurants nicht weit.

Philharmonie, Funkhaus und Staatenhaus, das derzeitige Ausweichquartier der Oper, stehen als wichtigste Bühnen für Konzert- und Opernliebhaber allesamt im Stadtzentrum, wo auch eine Vielzahl gastronomischer Einrichtungen fußläufig zu erreichen sind. Gleich zwei Restaurants bieten speziell für Konzertbesucher spezielle Menüs an, die preislich nicht höher liegen als die Eintrittskarte für die Abendveranstaltung.

Restaurants

Charakteristische Form: Die mit Titanzink eingedeckten Sheddächer des Museum Ludwig

Das Ludwig im Museum – logischerweise im Museum Ludwig direkt neben der Philharmonie gelegen – serviert die Vor- und Hauptspeise vor dem Konzertbesuch, danach folgt das Dessert. Als Teil der Slow Food-Bewegung hat das Lokal eine eigene Rinder- und Schweinezucht und bezieht das Geflügel aus artgerechter Haltung direkt von nahegelegenen Höfen. Die feine Weinauswahl ist da noch das i-Tüpfelchen des Genusses, der den Besuchern übrigens keine überzogene Etikette abverlangt: Man soll sich hier vor allem wohl fühlen, das Essen genießen und sich am besten am Blick durch die Glasfassade auf den Heinrich-Böll-Platz erfreuen. Ein belebendes Tässchen Kaffee vor dem Konzert ist außerdem dringend zu empfehlen, denn dank einer eigenen Hausrösterei ist der Muntermacher im Ludwig inzwischen legendär.

Ein paar Meter rheinaufwärts, etwas versteckt durch hohe Topf- und Kletterpflanzen, liegt das Holtmann’s, das bis Mitternacht warme Gerichte serviert. Auch hier funktioniert die Kombination aus entspannter, lockerer Atmosphäre und sehr guter Küche, die hier einen internationalen Touch hat. Wie im Ludwig wechselt die Speisenkarte nach Markt und Saison, sodass die Zutaten keine allzu weite Wegstrecke hinter sich haben. Nur beim Rindfleisch kennt das Restaurant keine Kompromisse und bezieht es aus dem US-Bundesstaat Nebraska, wo die Rinderherden auf den endlosen Weiden und Steppen eine Freiheit genießen, die in Europa kaum möglich ist.

Nach Konzerten im Funkhaus gibt es einen entscheidenden Vorteil: Das nächstgelegene Restaurant befindet gleich im Gebäude und heißt auch noch praktischerweise „Funkhaus“. Die auf leichte Kost spezialisierte Küche ist ideal für ein spätes Abendessen und lockt mit modernen, internationalen Gerichten – ganz im Gegensatz zum Interieur, das den Stil der fünfziger Jahre charmant heraufbeschwört. Und spätestens wenn man in der Speisenkarte bei den Gerichten für Kinder angelangt ist, weiß man wieder, dass man hier in einer Rundfunkanstalt sitzt: Die Kleinen dürfen wählen zwischen den Mahlzeiten „Maus“ und „Elefant“.

Kölns Brauhäuser

In unmittelbarer Nähe zum Dom und damit von Philharmonie, Funkhaus und Staatenhaus fußläufig zu erreichen sind auch die beiden wohl berühmtesten Brauhäuser der Stadt. Ein Beispiel dafür, wie bunt durchmischt die Kundschaft solcher Lokale sein kann, ist das Brauhaus Früh am Dom: Elf verschiedene Bereiche plus Biergarten plus ein gehobenes Restaurant sind in jenem Bau untergebracht, so dass jeder „sein“ Brauhaus besuchen kann. Eines aber eint sämtliche Räume: In ihnen wird noch die Tradition gewahrt. Im Hauptrestaurant befindet sich noch der „Beichtstuhl“, der vom äußeren Erscheinungsbild ziemlich genau dem katholischen Original entspricht und den es – früher zumindest – in jedem Brauhaus gab. Darin arbeitete der Wirt und konnte durch die Glasscheiben (ohne Vorhänge – ein entscheidender Unterschied zu den kirchlichen Beichtstühlen) den Überblick über die Gaststätte behalten. Kellner gibt es in Kölner Brauhäusern übrigens generell nicht. Stattdessen serviert hier der Köbes. Hat der Gast die Stange, wie das Bierglas in solchen Lokalen heißt, geleert, tauscht der Köbes dieses ungefragt durch ein volles aus. Das soll nicht zum hemmungslosen Trinkgenuss auffordern, sondern ist dem Umstand geschuldet, dass die Gläser nur 0,2 Liter fassen. Der entscheidende Vorteil liegt auf der Hand: Das Bier ist immer kühl und frisch. Will man nichts mehr trinken, muss der Gast einfach den Bierfilz auf das leere Glas legen.

Nördlich vom Dom liegt das Stammhaus der Brauerei Gaffel, ein geschichtsträchtiger Prachtbau aus der Gründerzeit, das Wilhelm Ludwig Deichmann, der spätere Gründer der Deutschen Bank, für sein Bankhaus „Deichmann & Co.“ bezog. Besonders schön in das Gaffel in den Sommermonaten, wenn man auf den Terrassen den Blick auf den Dom genießen kann. Bei den Innenräumen wiederum hat man – wie im Früh am Dom – die Wahl zwischen ruhigem Ambiente und Trubel, zwischen Tradition und Moderne. Für Konzertbesucher ist das ein klarer Vorteil, denn die Gemütslagen nach einem musikalischen Abend können sehr unterschiedlich ausfallen.

Urige Gemütlichkeit herrscht in den typisch kölschen Brauhäusern – nicht nur zur Karvenals-Zeit

Früher waren die Bierlokale im gleichen Haus wie die Brauerei selbst (daher auch das Wort„Brauhaus“), so dass das Kölsch einen recht kurzen Weg vom Gärtank in die Stange hatte. Bei der Brauerei Päffgen ist das heute noch der Fall. Überhaupt hat man beim Betreten des Hauses in der Friesenstraße das Gefühl, als wäre man durch eine Zeitmaschine spaziert: Der Beichtstuhl ist kein antikes Ziermobiliar, sondern wird noch genutzt, die Speisekarte hat sich seit der Eröffnung 1883 kaum verändert und listet deftig-traditionelle Gerichte wie das „Krüstchen“ oder den „Halven Hahn“ auf, selbst das Bier wird noch so gebraut wie vor hundert Jahren, also ohne computergesteuerte Maschinen. Auch die Innenräume sind noch im ursprünglichen Zustand des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg erhalten. So lassen sich zum Beispiel die Holztische in der Schänke nach oben klappen, auch wenn das längst nicht mehr nötig ist: Bis Ende der fünfziger Jahre diente der Raum als Anfahrtsweg für die Lieferungen. Das Brauhaus hat zudem noch einen Ableger, der in Köln als kultigste Kneipe der Stadt gilt: Der Charme des Lommerzheim nährt sich durch sein heruntergekommenes Ambiente. Als noch Hans Lommerzheim selbst die Kneipe führte, war deren augenscheinliche Baufälligkeit noch authentisch. Das Bier und die kauzige Persönlichkeit des Wirts und seiner Ehefrau waren die Hauptgründe, weshalb man den Weg hierher nach Köln-Deutz suchte. 2004 legte Lommerzheim den Zapfhahn beiseite, ein halbes später verstarb er, nochmal vier Jahre später erfolgte die Wiedereröffnung des nahezu unveränderten und lediglich erweiterten und renovierten Brauhauses durch die Päffgen-Brauerei. Von der Interimsstätte der Oper Köln aus ist das Lommerzheim fußläufig zu erreichen und damit der perfekte Ort, um auf Kölsche Art den Abend ausklingen zu lassen.

Auf einen Cocktail danach

Cocktail-Bars bieten entspannte Loung-Athmosphäre (hier das Shepheards)

Natürlich bietet die Stadt aber auch mondäne Bars, vor allem rund um den Rathenauplatz, den man sehr bequem mit der U-Bahn ansteuern kann. Wenn der Cocktail im Mittelpunkt stehen soll, sind das Rosebud und das Shepheard die erste Wahl. Im Rosebud beschwören dunkelrot lackiertes Holz, schwarz-grüner Marmor und weiche Plüschhocker den Jetset der fünfziger Jahre herauf, während im Shepheard die preisgekrönten Eigenkreationen in kühlem, zurückhaltenden Ambiente serviert werden. Im Ona Mor wiederum werden die Gäste nach dem Anklopfen an der Tür von einem der beiden Romano-Brüder persönlich begrüßt. Neben der persönlichen, intimen Atmosphäre sind es vor allem die hochwertigen und außergewöhnlichen Zutaten, die den Cocktailgenuss – und damit auch den Konzertabend – perfekt machen.

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Fotos: r.classen/shutterstock, Raimond Spekking/Wikimedia Commons, Valerý Kloubert/Gaffel, Wolfgang Simm/Shepheards