„Lassen wir Picasso beiseite. Wir werden lernen müssen, uns besser mit Arp zu verstehen“, sagte kein Geringerer als Salvador Dalí. Als der Maler auf Anraten Joan Mirós 1929 nach Paris reiste, um sich den Surrealisten anzuschließen, denen der Maler und Bildhauer Hans Arp bereits angehörte, trafen die beiden erstmals aufeinander. Dalí war ein großer Bewunderer Arps, der bereits 1916 in Zürich den Dadaismus mitbegründete, und brachte in dieser Zeit Einflüsse des deutsch-französischen Künstlers und dessen fließende Formen in seine Werke mit ein.

Diese bilden den Kern der aktuellen Ausstellung „Salvador Dalí und Hans Arp. Die Geburt der Erinnerung“ im Arp Museum Bahnhof Rolandseck im rheinland-pfälzischen Remagen, in der die Werke beider Künstler gegenübergestellt werden. „In einem fulminanten ,Rendez-vous des amis‘ begrüßen wir 2020 mit Salvador Dalí einen besonders illustren Gast und zeigen vielfältige Arbeiten von ihm im Dialog mit den Werken unseres Hauspatrons Hans Arp“, beschreibt Museumsdirektor Oliver Kornhoff die Ausstellung. Und so werden unter anderem Dalís „Traum verursacht durch den Flug einer Biene um einen Granatapfel vor dem Erwachen“ oder „Die Metamorphose des Narziss“ in Kontext zu selten gezeigten surrealistischen Reliefs und Bronzen Arps gestellt.

Der Maler und Bildhauer Hans Arp mit Nabelmonokel (1926) © VG Bild-Kunst, Bonn 2014
Der Maler und Bildhauer Hans Arp mit Nabelmonokel (1926) © VG Bild-Kunst, Bonn 2014

Beethovens Haupt als Gewitterwolke

Doch nicht nur Hans Arp beeinflusste Salvador Dalí in seiner Arbeit. Inspiration kam auch von ganz anderer Seite: In seiner Jugendzeit erschien ihm das Haupt Ludwig van Beethovens als Gewitterwolke. Dieses Erlebnis sollte ihn zeitlebens nicht mehr loslassen, und so hielt er den Eindruck zunächst 1940 in seiner Tuschezeichnung „Beethovens Schädel“ fest. Doch das Bild des ungestümen und exzentrischen Genies sollte Dalí noch lange beschäftigen: 33 Jahre später entstand „Beethovens Kopf“, für das Dalí mit echten Tintenfischen arbeitete, die er auf Leinwand setzte und ihre Tinte darüber verteilte. „In diesem sehr expressiven Werk ist auf sehr abstrakte Weise Beethovens Kopf zu erkennen“, erklärt Claudia Seiffert, die Pressesprecherin des Museums. Dalí hängte das Werk damals eigenhändig in das von ihm entworfene Dalí-Museum in seiner katalanischen Heimatstadt Figueres. „Es ist das erste Mal, dass das Bild aus Figueres entliehen wird, aber weil es so gut zu unserer Ausstellung und ins Beethoven-Jahr passt, sind wir das erste Museum außerhalb von Figueres, das es ausstellen darf.“

Ausstellungsansicht im Arp Museum Bahnhof Rolandseck von „Beethovens Kopf“ , das Dalí mit der Tinte von echten Tintenfischen gemalt hat © Helmut Reinelt
Ausstellungsansicht im Arp Museum Bahnhof Rolandseck von „Beethovens Kopf“ , das Dalí mit der Tinte von echten Tintenfischen gemalt hat © Helmut Reinelt

Dalí und die neuen Medien

Abseits der Leinwand war Salvador Dalí ein vielseitig interessierter und begabter Künstler, ein Meister der Selbstdarstellung, der die verschiedenen Medien für sich zu nutzen wusste. Er brachte Filme wie „Ein andalusischer Hund“ heraus, ging unter die Designer und arbeitete mit Fotografen wie Man Ray und Philippe Halsman zusammen. Von Letzterem ließ sich Dalí oft fotografieren. „Wir runden die Ausstellung mit einer Weiterführung Dalís Schaffens ab und integrieren es in zeitgemäße Medien“, erzählt Claudia Seiffert. Und so finden sich seine Figuren plötzlich in der idyllischen Rheinlandschaft wieder, die Besucher mithilfe Augmented Reality erleben können. Außerdem können sie mithilfe eines Virtual Reality-Films durch ein Gemälde Dalís fliegen.

Das Arp Museum Bahnhof Rolandseck in Remagen © Ulrich Pfeuffer/GDKE
Das Arp Museum Bahnhof Rolandseck in Remagen © Ulrich Pfeuffer/GDKE

Zum Rahmenprogramm kommen in Zusammenarbeit mit der Stiftung Villa Musica, mit denen das Arp Museum Bahnhof Rolandseck jedes Jahr eine Konzertreihe organisiert, auch drei Zusatzkonzerte, die sowohl Bezug auf das Beethoven-Jubiläum nehmen, als auch eine Hommage an Dalí darstellen. Neben einer Neufassung der 9. Sinfonie für Kammerensemble und Solosänger wird das Stück „Homenaje a Salvador Dalí“ von Ernesto Halffter aufgeführt, der ein enger Freund des Malers war. Da ist es umso passender, dass Halffters Großneffe Pedro Halffter die Konzerte als Komponist und Dirigent unterstützen wird.

Ausstellung „Salvador Dalí und Hans Arp. Die Geburt der Erinnerung“
Arp Museum Bahnhof Rolandseck
16.2.-16.8.2020

Salvador Dalí: „Beethovens Schädel“
Arp Museum Bahnhof Rolandseck
16.2.-22.3.2020

Aufmacherbild: Mick Vincenz