Schon immer galt der Thüringer Wald als eines der beliebtesten Reiseziele innerhalb Deutschlands und war stets Inspiration für Dichter, Musiker und Freigeister. Die urtümlichen, dicht bewaldeten Höhenzüge, die sich mit idyllisch gelegenen Tälern abwechseln, lassen heute vor allem Wanderherzen höherschlagen und locken Jahr für Jahr unzählige Menschen in das beschauliche Mittelgebirge im Herzen der Bundesrepublik. Doch auch Kunst und Kultur sind hier durch die historische Vielfalt an Fürsten- und Herzogtümern seit vielen Jahrhunderten besonders tief verwurzelt: kostbare Sammlungen, prachtvolle Schlösser und romantische Landsitze inmitten der idyllischen Kulisse des Thüringer Waldes und hochkarätige Konzerterlebnisse gilt es heute in der Kulturregion Wartburg im Thüringer Wald zu entdecken.

Besondere Opern- und Theatermomente

Gleich eine ganze Reihe an Festivals, Konzerten und musikalischen Höhepunkten sind im Kultursommer im Thüringer Wald zu erleben, insbesondere am Meininger Staatstheater, das durch seine Reformbewegung im 19. Jahrhundert auch als Wiege des modernen Regietheaters bezeichnet wird. Die dort ansässige Hofkapelle zählt zu den ältesten und traditionsreichsten Orchestern Europas und verhalf den Werken großer Komponisten wie Johannes Brahms und Richard Wagner zu ihrer Popularität.

Wagner selbst war der Thüringer Wald bestens vertraut, ließ er sich doch von der malerischen Umgebung rund um Eisenach inspirieren und siedelte seinen „Tannhäuser“ samt Sängerkrieg auf der berühmten Wartburg an. In den „teuren Hallen“ des alten Gemäuers hatte schon einst Martin Luther an seiner reformierenden Bibelübersetzung gearbeitet. Wagners Werk in den diesjährigen Sommer-Inszenierungen an diesem historischen wie authentischen Ort mit der Meininger Hofkapelle zu erleben, ist daher ein ganz besonderes Highlight.

Ein weiterer beliebter Höhepunkt sind die Konzerte der Meininger Hofkapelle im besonderen Ambiente des historischen Dampflokwerks Meiningen. Für Kinder und Jugendliche ist Im August und September Theatercamp für Jugendliche, ein Open Air Schauspiel und ein Puppenspiel für Kinder, sowie eine Aufführung von „Karneval der Tiere“ auf dem Programm.

Weitere große Opern- und Theatermomente bietet auch das Landestheater Eisenach, das mit seinen beiden Sparten Junges Schauspiel und Ballett wesentliche kulturelle Akzente setzt und in direktem Austausch sowohl mit dem Meininger Staatstheater als auch dem traditionsreichen Theater Rudolstadt steht.

Jeden Sommer wird der Innenhof von Schloss Friedenstein in Gotha zum Austragungsort spektakulärer Open-Air-Konzerte © Dominik Ketz/Regionalverbund Thüringer Wald e.V.
Jeden Sommer wird der Innenhof von Schloss Friedenstein in Gotha zum Austragungsort spektakulärer Open-Air-Konzerte © Dominik Ketz/Regionalverbund Thüringer Wald e.V.

Kultureller Wettstreit unter Fürsten

Von der Besetzung her ein wenig intimer, aber musikalisch nicht minder hochwertig geht es zudem bei den Wartburg-Konzerten zu, eine hochkarätige Kammermusik-Reihe, die sich in Kooperation mit Deutschlandfunk Kultur fest etabliert hat. Auch der MDR Musiksommer hat einen Teil seiner fünfzig Konzerte in der Eisenacher Wartburg verortet, doch ebenso in vielen anderen geschichtsträchtigen Spielstätten der Region wie Eisenach, Meiningen, Gotha, Arnstadt, Schmalkalden oder Rudolstadt. Hoch über dem Thüringer Wald musizieren im Festsaal der Wartburg etwa Sopranistin Olga Peretyatko und Pianist Semjon Skigin, das Schumann Quartett oder der vielseitige Violinist Benjamin Schmid mit Gypsy-Jazz-Gitarrist Diknu Schneeberger. In Schmalkalden kann man anlässlich des Schütz-Jubiläums dem MDR Rundfunkchor am historischen Ort lauschen kann:  Hier residierte während der sommerlichen Jagdsaison Landgraf Moritz von Hessen-Kassel, der Schütz schon als Kapellknaben an seinen humanistisch geprägten Musenhof geholt hatte. Auch der „Güldene Herbst“, das Festival Alter Musik in Thüringen, widmet sich in diesem Jahr Heinrich Schütz‘, dessen Todestag sich zum 350. Mal jährt. Drei Konzerte in Gotha beleuchten den musikalischen Humus, aus dem Schütz kommt, und die Inspirationen, die er in Thüringen und Italien erhalten hat.

Eindrucksvolle Burgen und Schlösser sowie weitere prachtvolle Bauten und Anlagen und malerische Fachwerkstädtchen gibt es im Thüringer Wald jede Menge. Die zahlreichen Fürstentümer in der Region lieferten sich seinerzeit geradezu einen kulturellen Wettstreit, der für diese extreme Fülle an imposanten Kulturschätzen sorgte.

Viele davon warten auch in diesem Sommer wieder mit zahlreichen Kulturangeboten auf: Der Innenhof der frühbarocken Schlossanlage Friedenstein in Gotha beispielsweise ist Austragungsstätte zahlreicher Open-Air-Konzerte und des spektakulären Barockfestes. Indoor hat man überdies die einmalige Gelegenheit, das im Schloss befindliche Ekhof-Theater, das älteste Barocktheater mit original erhaltener Bühnenmaschinerie aus dem 17. Jahrhundert zu erleben. Jeden Sommer verzaubert das Theater seine Besucher während des Ekhof-Festivals mit Schauspiel, Konzerten und Lesungen. Die barocke Bühnenmaschinerie wird dabei unsichtbar von Muskelkraft in Gang gesetzt, Kulissen wechseln bei offener Bühne und die Schauspieler finden sich in einer verwandelten Szenerie wieder während Musik diese authentische Illusion des barocken Theaters umspielt. Nicht verpassen sollte man auf Schloss Friedenstein die Ausstellungs-Höhepunkte: „Luxus, Kunst und Phantasie – Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg als Sammler“, „Wieder zurück in Gotha! – Die verlorenen Meisterwerke“, oder „Freimaurer und Mysterien Ägyptens in Gotha“, die auf die umfangreichen und wertvollen Sammlungen des barocken Universums eine besondere Perspektive bieten.

In der Schlosskapelle von Schloss Burgk befindet sich eine berühmte Silbermann Orgel von 1743 © Dominik Ketz/Regionalverbund Thüringer Wald e.V.
In der Schlosskapelle von Schloss Burgk befindet sich eine berühmte Silbermann Orgel von 1743 © Dominik Ketz/Regionalverbund Thüringer Wald e.V.

Sommerkonzerte in pittoresker Umgebung

Veranstaltungen aller Formate bietet auch das südlich von Weimar gelegene Liebhabertheater Schloss Kochberg, dem einstigen Landsitz von Charlotte von Stein, auf dem Goethe seinerzeit ein und ausging. Das historische Liebhabertheater von Schloss Kochberg ist vermutlich weltweit das einzige freistehende Privattheater der Goethezeit. Von Mai bis Ende September finden hier in intimer Atmosphäre Schauspiel- und Opernaufführungen statt, einige mit historischem Instrumentarium, wobei auf stilsichere und werkgetreue Bearbeitungen besonderer Wert gelegt wird. Im Theatersommer steht hier u. a. die Neuproduktion von Goethes Lieblings-opera-buffa „Die Theatralischen Abentheuer“ mit der lautten company BERLIN auf dem Programm: Nach jahrelanger Forschung erweckt das Theater Goethes verschollene Version dieser Opernsatire von Domenico Cimarosa auf der Bühne wieder zum Leben. Bis einschließlich 24. September sind während des Sommerfestivals zahlreiche weitere Opern- und Schauspielaufführungen sowie Konzerte geplant.

Prominenten Besuch empfing auch das herrliche Schloss Altenstein, in dem Johannes Brahms mehrfach auf Einladung des Meininger „Theater-Herzogs“ Georg ll. gastierte. Hier im romantischen Sommersitz der Meininger Herzöge gibt es Sommerkonzerte inmitten des pittoresken Pückler-Landschaftsparks zu erleben, von Martin Stadtfeld und bis zur Thüringen Philharmonie wurde ein Programm rund um Brahms und Schumann zusammengestellt, da auch Clara Wieck hier auf Schloss Altenstein ihrerzeit als Pianistin gastierte. Dieses Konzert wird hier am historischen Ort nun mit Ragna Schirmer und Romelia Lichtenstein wiederholt: Auf dem Programm stehen damals wie heute Werke u. a. von Frederik Chopin, Robert Schumann und Franz Liszt.

Vor allem Anhänger der Orgelmusik kommen in dem exponiert auf einem Felsplateau über dem Wasser gelegenen Schloss Burgk mit seiner Silbermann-Orgel sowie im Renaissance-Juwel Schloss Wilhelmsburg mit originaler Renaissance-Holz-Orgel im beschaulichen Fachwerk-Städtchen Schmalkalden auf Ihre Kosten: Hier finden einige Konzerte im Rahmen des renommierten landesweiten Festivals, des Thüringer Orgelsommers statt.

Spuren der Bach-Dynastie

Eng mit der Orgelmusik verbunden ist natürlich auch der gebürtige Eisenacher Johann Sebastian Bach, dessen Familiendynastie seit Jahrhunderten in den ehemaligen Residenzen rund um den Thüringer Wald verwurzelt war und deren Spuren nahezu überall in der Region zu finden sind. Kein Wunder also, dass die Musik der Bachs in der Region eine besonders prominente Rolle zukommt und mit zahlreichen Festivals gefeiert wird: Neben den hochkarätigen Thüringer Bachwochen im Frühjahr wird das großartige, umfangreiche Schaffen des Altmeisters insbesondere beim Bachfest Eisenach sowie dem Bachfestival Arnstadt zelebriert. Vor allem Arnstadt ist reich an originalen Schauplätzen mit der barocken Bachkirche, der spätromanischen-frühgotischen Liebfrauen-, der geschichtsträchtigen Oberkirche, der Türmerwohnung des Stadtpfeifers Caspar Bach und dem Bachhaus.  Liebhaber von Bachs Werken kommen ebenfalls mit der Konzertreihe des MDR-Musiksommers an den authentischen Bach-Orten auf Ihre Kosten: in Gotha in der Margarethenkirche wird Bachs Solokantate „Jauchzet Gott in allen Landen“ zu hören sein, während in der Bachkirche Arnstadt das Vokalensemble Amarcord mit seinem Programm Brücken aus Vergangenheit und Gegenwart zu Bach schlägt und in der Georgenkirche Eisenach die französische Barockviolinistin Amandine Beyer auch unbekannten Bach-Konzerten und Rekonstruktionen widmet.

Die Johann-Sebastian-Bach-Kirche ist eine der Hauptspielstätten beim hiesigen Bach-Festival © Robert Wachholz/Weimar GmbH
Die Johann-Sebastian-Bach-Kirche ist eine der Hauptspielstätten beim hiesigen Bach-Festival © Robert Wachholz/Weimar GmbH

Eine bunte Welt im Wald

Neben den hochkarätigen Klassik-Konzerten der Region findet man während der Sommer-Monate einen überraschend bunten Strauß an anspruchsvoller Unterhaltungsmusik: besonders Folk-Konzerte und Literatur-/Kleinkunstveranstaltungen haben hier Tradition.

Aushängeschild ist hier das internationale Folk-Festival in Rudolstadt, das mit zahlreichen Konzerten auf Bühnen im gesamten Stadtgebiet, im idyllischen Park und auf der majestätischen Heidecksburg und vor allem mit ganz viel authentischer Straßenmusik zum Schlendern einlädt. Verlängert wird der Geist des Rudolstadt-Festivals mit Open-Air-Konzerten und Freiluftkino vor dem urigen Ambiente der Thüringer Bauernhäuser im Stadtpark, Lesungen und Vorträgen im Schillerhaus und einer Woody-Allen-Komödie als Open-Air-Produktion auf Schloss Heidecksburg, sowie Ausstellungen moderner Kunst als buntes Programm des Rudolstädter Sommers.

Auch das Meininger Grasgrün-Festival reiht sich in diese Reihe ein: Erstklassiges Akkordeon trifft auf modernes Cellospiel sowie Gesang von Soul über Klassik bis hin zu Liebeslyrik – das ist keine ungewöhnliche Programmbeschreibung beim Grasgrün-Festival. Das Open-Air-Festival im August steht für Konzerte jenseits des Mainstreams mit Klängen von Soul bis Weltmusik, Klassik und Jazz im Meininger Schlosshof. Im Mittelpunkt des diesjährigen Festivals steht der Jazz und damit unter anderem der Trompeter und fünffache Jazz-Award-Preisträger Joo Kraus, der mit seinem Instrument den Jazzchor Freiburg begleiten wird. Die beliebten Sommerfilmnächte mit aktuellen Kinofilmen zum Lachen und zum Nachdenken lassen auf laue Sommerabende hoffen.

Freunde von Literatur- und Kleinkunstveranstaltungen kommen bei der Meininger Frühlingslese, den Meininger Kleinkunsttagen, dem überregionalen Kunst- und Literaturfest Provinzschrei und den Thüringer Literatur- und Autorentagen auf Burg Ranis mit hochkarätigen Künstlern wie Dominique Horwitz und Andrea Sawatzki oder ungewöhnlichen Projekten der „Bibel Tales“ anlässlich der 500. Bibelübersetzung auf Ihre Kosten.

Weitere Infos zur Kulturregion Wartburg im Thüringer Wald und dem Kultursommer finden Sie auf: www.meinekulturregion.de oder www.thueringer-wald.com

Aufmacherbild: © Dominik Ketz/Regionalverbund Thüringer Wald e.V.