Sein Name kommt uns unbekannt vor, dabei erklingt seine Musik in legendären Hollywood-Filmen wie Francis Ford Coppolas „Dracula“ oder Roman Polanskis „Der Pianist“. Auf Filmmusik war Wojciech Kilar jedoch keinesfalls festgelegt. Geboren wurde er 1932 in Lwiw in der heutigen Ukraine. Seine unbeschwerte Kindheit fand durch den Zweiten Weltkrieg ein jähes Ende. Er musste seine Heimat verlassen und ließ sich 1944 in Kattowitz nieder. Die Stadt im Süden Polens wurde sein neues Zuhause. Seine Karriere begann dort, im beschaulichen Schlesien. In Kattowitz und Warschau studierte er Klavier bei hervorragenden Professoren, nahm an Wettbewerben für junge Talente teil und lernte Komponieren. 1955 schloss er sein Studium in Komposition und Klavier mit Auszeichnung ab. Durch ein Stipendium der französischen Regierung vervollkommnete er seine Ausbildung 1960 in Paris bei Nadia Boulanger, nahm 1957 an den Darmstädter Ferienkursen teil.

Kilar war ein lebensbejahender und humorvoller Mensch. In einem Interview outete er sich als nicht besonders arbeitsam: „Der Herrgott sah, dass ich ein Faulenzer war, und gab mir einen Beruf für Faulenzer.“ So erklärte er, warum er den Beruf des Instrumentalisten aufgegeben und sich für eine Laufbahn als Komponist entschieden hatte. Er war der Meinung, dass es im Leben so viele wunderbare Dinge gäbe, dass ihm die Zeit für das tägliche Üben fehlen würde. Er bevorzugte Spaziergänge im Park oder unbeschwerte Gespräche mit seiner Frau.

Filmmusik als Vermächtnis des Komponisten

Und das war auch gut so – denn sonst könnten wir heute nicht so viele seiner herausragenden Werke bewundern. Wojciech Kilar hatte immer davon geträumt, dass es nach seinem Tod wenigstens ein Werk gäbe, das sich im Kanon der Musikgeschichte halten und immer wieder aufgeführt werden würde. Das ist ihm vor allem im Genre der Filmmusik gelungen, wobei er noch weitere Gattungen bediente: Chormusik, Bühnenwerke, Sinfonisches. Seine Musik vereint viele Einflüsse bis hin zum Jazz und besticht durch Emotionalität und Schlichtheit gleichermaßen. Die sinfonischen Dichtungen „Orawa“ oder „Krzesany“ bezeichnete der Komponist selbst als seine größten Werke. „Riff 62“ wurde vom New York Philharmonic aufgeführt.

Das eigentliche Vermächtnis ist seine Filmmusik. Die atmosphärischen Themen aus „Dracula“, „Der Pianist“ (für den er den einen César erhielt) oder „Die neun Pforten“, verbleiben in den Ohren und Herzen aller Filmliebhaber.
Wojciech Kilar war zweifellos einer der interessantesten Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts, und es lohnt sich, seine Werke kennen zu lernen. Viele von ihnen sind in der Sammlung der Polnischen Musikbibliothek (Polska Biblioteka Muzyczna) zu finden und geben Einblicke in das Leben und Werk des außergewöhnlichen Künstlers.

 

 

 

 

Aufmacherbild: © PVM/Photo by J. Bebel