Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“ ist untrennbar mit der Stadt Bayreuth verbunden. Doch nicht nur: Mit der Aufführung zweier kompletter Zyklen an der Semperoper kehrt das opus summum zurück an seinen wahren Entstehungspunkt, nämlich dort, wo die große Erfolgsgeschichte des Komponisten begann. Nach durchwachsenen Jahren mit zahlreichen finanziellen Querelen – der Komponist pflegte bereits in frühen Jahren mehr Geld auszugeben als zu verdienen – gelangte er über Magdeburg, Berlin, Königsberg, Riga, London und Paris im Jahr 1842 wieder zurück nach Dresden, wo er bereits seine Kindheit zubrachte. Dort brachte ihm nun die Uraufführung seiner Oper „Rienzi“ den Durchbruch mit der Folge, dass der gebürtige Leipziger zum Königlich-Sächsischen Hofkapellmeister ernannt wurde und an der Hofoper die Uraufführungen des „Tannhäuser“ und des „Fliegenden Holländer“ erlebte. In dieser blühenden Lebensphase beschäftigte er sich im Sommer 1845 mit den deutschen Sagen – ein folgenschweres Unterfangen, das zum Ende seiner Dresdner Zeit in der Abhandlung „Die Wibelungen; Weltgeschichte aus der Sage“ gipfelte.

Theater im Theater: Szene aus „Die Walküre“. © Frank Höhler

Der Grundstein für Wagners opus summum, „Der Ring des Nibelungen“, war damit gelegt. War die Uraufführung 1876 dem Bayreuther Festspielhaus vorbehalten, erfolgte die zweite Gesamtaufführung an einem festen Opernhaus in der Dresdner Semperoper: 1884, ein Jahr nach Wagners Tod. Das besondere Verhältnis der Stadt Dresden zum „Ring“ entstand also schon sehr früh, erfuhr knapp hundert Jahre nach der Erstaufführung mit der Maßstab setzenden Gesamteinspielung der Staatskapelle Dresden unter Marek Janowski einen weiteren Höhepunkt, ehe Willy Decker von 2001 bis 2003 erneut die vier Opernabende für die Semperoper inszenierte. Der Kölner Opernregisseur, der zuvor schon mit seinen Inszenierungen von „Der Freischütz“, „Don Giovanni“ und den Dresdner Erstaufführungen von „Die Soldaten“ und „Lear“ an der Semperoper für Furore sorgte, brachte für den „Ring“ ein Theater auf die Bühne des Theaters: Der Kampf um den Ring der Macht wird bei ihm zur Kulisse, vor der das Göttergeschlecht seinem Untergang entgegenstrebt, um die Utopie eines neuen, unabhängig agierenden Menschengeschlechtes erstehen zu lassen. Die Grenze zwischen Bühne und Realität verschwimmt zusehends, bis die Zuschauer stellenweise nicht mehr wissen, ob sie nun Betrachter oder Mitspieler der Sagenwelt sind.

Unvergleichliche Expertise

Deckers zeitlose Sicht auf die Tetralogie ermöglicht der Semperoper nun eine spektakuläre Wiederaufnahme in der kommenden Saison, wenn im Januar und Februar seine Inszenierung in zwei Zyklen auf die Bühne kommt. Als Vorgeschmack sorgten bereits im Herbst 2016 und Anfang dieses Jahres die Teile „Rheingold“ und „Siegfried“ für Begeisterungsstürme, was insbesondere an der außerordentlichen Besetzung der Partien lag, die auch im Zyklus so auftritt: Petra Lang als führende Wagner-Interpretin gibt die Walküre Brünnhilde. An ihrer Seite steht Andreas Schager als Siegfried, während Vitaly Kowaljow in die Rolle des Wotan bzw. des Wanderers in „Siegfried“ schlüpft. In allen vier Opern ist wiederum Christa Mayer zu erleben, die ihre Wandlungskünste unter Beweis stellen darf: Gibt sie in „Rheingold“ und „Die Walküre“ noch die Göttergattin Fricka, spielt sie in „Siegfried“ Erda, „der Welt weisestes Weib“, ehe sie in „Götterdämmerung“ als Walküre Waltraute die Bühne betritt.

Szene aus „Siegfried“: Nina Stemme als Brünnhilde, Stephen Gould als Siegfried. © Klaus Gigga

Am Pult steht mit dem Chefdirigenten der Sächsischen Staatskapelle Dresden, Christian Thielemann, einer der weltweit profiliertesten Wagner-Dirigenten. Bereits an seiner ersten Stelle als Generalmusikdirektor in Nürnberg machte er mit „Tristan und Isolde“ auf sich aufmerksam, seitdem dirigierte er mehrmals sämtliche in Bayreuth gespielten Wagner-Opern. Den kompletten „Ring“ wiederum leitete er in Bayreuth, Wien und Berlin, so dass er in Dresden eine unvergleichliche Expertise einbringen kann – in jener Stadt also, in der in Wagner die Idee zur monströsen Nibelungen-Oper aufkeimte.

 

Die Ring-Zyklen 2018

Ring-Zyklus 1
Sa, 13.1.2018, 18 Uhr Das Rheingold
So, 14.1.2018, 16 Uhr Die Walküre
Do, 18.1.2018, 17.30 Uhr Siegfried
Sa, 20.1.2018, 16 Uhr Götterdämmerung

Ring-Zyklus 2
Mo, 29.1.2018, 19 Uhr Das Rheingold
Di, 30.1.2018, 18 Uhr Die Walküre
Do, 1.2.2018, 17.30 Uhr Siegfried
So, 4.2.2018, 16 Uhr Götterdämmerung

Zykluspreis pro Person / Platzgruppen 1-5:
Euro 502,50 / 469,00 / 381,50 / 338,50 / 237,50

Die Ring-Zyklen sind bereits ausverkauft. Restkarten für die Einzelvorstellungen können ab 15. März 2017 online erworben werden. Ab dem 22. März 2017 sind Karten für Einzelvorstellungen auch direkt in der Schinkelwache am Theaterplatz (T 0351 4911 705, E-Mail bestellung@semperoper.de) erhältlich.

 

© Titelbild: Matthias Creutziger