Übung macht den Meister, sagt man hierzulande. Aber wie viel Übung ist notwendig, damit eine menschliche Handwerkskunst zur vollendeten Meisterschaft reift? 60.000 Arbeitsstunden, sagen die Japaner. Bei einer Arbeitszeit von acht Stunden pro Tag über 250 Tage im Jahr dauert es also 30 Jahre, bis sich ein Koch, ein Schreiner oder ein Fahrzeugbauer ein „Takumi“, ein Meister seines Handwerks nennen darf. Ein Arbeitsethos, das auch die Mitarbeiter der japanischen Klavier- und Flügelfabrik der Firma Kawai verinnerlicht haben. 1927 von Koichi Kawai gegründet, zählt das Unternehmen heute weltweit zu den Spitzenproduzenten hochwertiger Konzertflügel, wovon man sich seit drei Jahren auch bei Kawai Hamburg überzeugen kann, dem deutschlandweit ersten Einzelhandelsgeschäft des japanischen Herstellers.

„Ich habe immer mit Visionen gearbeitet“, erzählt Geschäftsführerin Anne-Sophie Desrez, die zuvor in Hannover, München, der Schweiz und Wien für andere Hersteller der obersten Liga tätig war und vor drei Jahren erfüllt von der musikalischen Pracht, Pluralität und Prominenz der österreichischen Hauptstadt nach Hamburg kam: „Ich habe all die großen Künstler im Saal des Wiener Musikvereins erlebt und selbst Konzerte veranstaltet. Das hat mir die Kraft gegeben, auch hier einen ähnlichen Weg zu gehen.“ Gemeint sind Kooperationen mit Veranstaltern und Konzerte im eigenen Pianohaus die allesamt der Premiummarke des Herstellers, der Flügelserie Shigeru Kawai und damit der Vollendung des Pianoklangs gewidmet sind. Namensgeber dieser hochwertigen Instrumente ist der Sohn des Firmengründers, der das Unternehmen 1955 von seinem Vater übernahm und neue Qualitätsstandards einführte, die ihren vorläufigen Höhepunkt eben mit jener 1999 ins Leben gerufenen Luxusserie Shigeru Kawai erreichten. Nicht nur in Musikhochschulen und auf renommierten Wettbewerben kommen diese Instrumente immer häufiger zum Einsatz, auch viele Konzertpianisten geraten bei Shigeru Kawai ins Schwärmen.

So auch Andrea Merlo, der seit vielen Jahren in Hamburg lebt, künstlerischer Leiter einer eigenen Konzertreihe in der Alten Druckerei Ottensen und stolzer Besitzer eines Shigeru-Kawai-Flügels ist: „In diesen Instrumenten treffen sich Asien und Europa. Man spürt die Hingabe, mit der die Konstrukteure und Techniker arbeiten und mit der sie dem Pianisten ihren Respekt erweisen, damit er mit sich selbst in ein harmonisches Gleichgewicht gelangt. Hier kommen Präzision und Qualität zusammen, die Ausdruck der Liebe zur Kunst des Pianisten sind“, sagt der gebürtige Italiener, der zum engeren Kreis der Shigeru-Kawai-Künstler gehört, die Anne-Sophie Desrez in den letzten drei Jahren als Botschafter der Premiummarke gewinnen konnte. Pianisten wie Andrea Merlo, der Serbe Iwan Ilić, die Russin Alina Kabanova oder der Schweizer Jazz- und Boogie-Woogie-Künstler Silvan Zingg erfüllen keine Werbeverträge, sondern stehen mit ihrer inneren Überzeugung und musikalischen Meisterschaft für eine Marke ein, die für ein neues Klangideal steht, das dem Pianisten ein Höchstmaß am Flexibilität ermöglicht. Ob Klassik, Jazz oder Pop, Bach, Beethoven oder Brahms – ein Shigeru-Kawai-Flügel biete ein „klangliches Zentrum, von dem aus der Pianist alles erreichen kann“, sagt Merlo. Desrez wiederum spricht aus ihrer Erfahrung als Verkaufsleiterin sowie Konzertbetreuerin und -veranstalterin, wenn sie sagt: „Alle Künstler sind überrascht, welch ein hohes Maß an Kontrollierbarkeit die Mechanik gewährleistet.“

Nach einem Konzert der Symphoniker Hamburg in der Laeiszhalle: Anne-Sophie Desrez (Geschäftsführerin Kawai Hamburg) mit Pianistin Akane Sakai und Master Piano Artisan Arimume Yamamoto (persönlicher Konzertstimmer von Mikhail Pletnev) © Cetin Yaman
Nach einem Konzert der Symphoniker Hamburg in der Laeiszhalle: Anne-Sophie Desrez (Geschäftsführerin Kawai Hamburg) mit Pianistin Akane Sakai und Master Piano Artisan Arimume Yamamoto (persönlicher Konzertstimmer von Mikhail Pletnev) © Cetin Yaman

Insgesamt sechs Flügel-Modelle sind von Shigeru Kawai erhältlich. Fünf davon können bei Kawai Hamburg gespielt, bewundert und erworben werden. Mehrmals im Jahr verwandelt sich der obere Verkaufsbereich in eine Konzertlounge, in der rund sechzig Zuhörer dem Spiel eines Solisten lauschen können. Wer sich hingegen für das Flaggschiff des Herstellers, den Konzertflügel SK-EX interessiert, wird von der umtriebigen Geschäftsführerin zu einer Reise nach Krefeld eingeladen, wo sich im Europapark Fichtenhain seit 1989 die Europazentrale von Shigeru Kawai befindet, die aus ihrem Lagerbestand von 3000 bis 5000 Instrumenten die Einzelhändler und Konzertsäle beliefert. Entscheidet man sich für den Kauf eines Shigeru-Kawai-Flügels, wird das Instrument nach Lieferung von einem Master Piano Artisan (MPA) ganz auf die Wünsche des Kunden eingestellt. Nur rund 20 MPAs sind weltweit im Einsatz. Sie sind die „Takumis“, die exzellentesten Meister unter den Klavierbauern, die nicht nur den Produktionsprozess eines jeden Flügels begleiten und mit dessen Mechanik und individuellem Charakter eng vertraut sind, sondern sich auch als Vermittler zwischen Musiker und Instrument verstehen. Pianistin Martha Argerich vertraut auf die hohe Kunst der Regulation, Intonation und Stimmung ihres Master Piano Artisan Arimume Yamamoto ebenso wie Pianist Michail Pletnev, der rund 30 Konzerte im Jahr auf seinem eigenen Shigeru-Kawai-Flügel gibt und damit Hauptkünstler des japanischen Unternehmens ist.

Die mehr als 3500 Mitarbeiter in den Werken in Japan und Indonesien legen übrigens – trotz der weltweiten Expansion – nach wie vor viel Wert auf Ruhe und Gelassenheit. Bei Shigeru Kawai dauert jeder Fertigungsschritt drei bis fünf Mal so lange wie bei einem herkömmlichen Flügel, denn: Perfektion hat höchste Priorität.

Ganz so gemächlich ging es bei Anne-Sophie Desrez in den ersten drei Jahren in Hamburg nicht zu. In Personalunion kümmerte sich die gebürtige Französin nicht nur um den Verkauf, das Marketing, den Instrumentenverleih für Veranstaltungen und die Leitung des Mitarbeiterteams, sondern auch um die Organisation von Konzerten und die Akquise und Betreuung der Shigeru-Künstler. Zukünftig möchte Desrez sich in diesem Bereich noch stärker engagieren und europaweit Kooperationen mit Orchestern, Wettbewerben und anderen Institutionen vorantreiben. Denn als hochmotivierte Geschäftsfrau, die selbst früh angefangen hat, intensiv Klavier zu spielen, weiß sie: Die Seele eines Instruments offenbart sich nur in der lebendigen Praxis des Musizierens.

Kawai Hamburg
Schulweg 31
20259 Hamburg
Tel.: 040 – 40 55 22
www.kawai-hamburg.de

Aufmacherbild © Jan Vincent Kleine