Die Kraft der Musik kann Berge versetzen. Vielleicht nicht wortwörtlich, doch in unserem Inneren allemalMusik verbindet, inspiriert, spendet Hoffnung. Sie ist eines der höchsten Kulturgüter unserer Gesellschaft, wir alle wollen und brauchen Musik. Dass die reichhaltige und vielfältige Musiklandschaft, wie wir sie hierzulande kennen, keine Selbstverständlichkeit ist, wird dabei oft vergessen. Doch natürlich erblüht ein Musikleben nicht ganz von selbst in so vielen Farben. Es muss mit viel Arbeit und Hingabe gehegt und gepflegt werden, damit es wachsen, gedeihen und immer wieder neue Früchte tragen kann. Eben genau das, die Stärkung, Bewahrung und Weiterentwicklung des Musiklebens in Deutschland, hat sich der Deutsche Musikrat (DMR) zur Aufgabe gemacht. Seit nunmehr 70 Jahren fördert der Deutsche Musikrat Musikerinnen und Musiker und setzt sich für die verbindende Kraft der Musik in Politik und Gesellschaft ein.

Am 13. Juni 1953 wurde in Bonn auf Initiative der Arbeitsgemeinschaft für Musikerziehung und Musikpflege und der Deutschen UNESCO-Kommission die „Deutsche Sektion des Internationalen Musikrates“ konstituiert. Es war die Geburtsstunde des DMR, der sich seither mit etlichen Fördermaßnahmen und zahllosen Projekten für die Interessen von fünfzehn Millionen musizierenden Menschen in Deutschland engagiert. Als weltweit größter nationaler Dachverband der Musikkultur repräsentiert er über hundert Organisationen und Dachverbände des professionellen Musiklebens und des Amateurmusizierens einschließlich der sechzehn Landesmusikräte.

Das Bundesjugendorchester tritt beim großen Festkonzert in Berlin gemeinsam mit Bundesjazzorchester und Bundesjugendchor auf. © Selina Pfrüner
Das Bundesjugendorchester tritt beim großen Festkonzert in Berlin gemeinsam mit Bundesjazzorchester und Bundesjugendchor auf. © Selina Pfrüner

Rückenwind für den Start ins Musikleben

Ganz egal, was die eigene Berufung ist: Ob man Profi ist oder Anfänger, ob man im Chor singt, im Orchester spielt, dirigiert, komponiert, Pop- oder Jazzmusik macht – der DMR unterstützt Musikerinnen und Musiker in allen Bereichen, gibt Rückenwind für die Karriere, führt sie zusammen, baut Brücken für den Austausch, auch mit der Kulturpolitik. Und das von überall und in allen Lebenslagen. So sei es etwa in heutigen Zeiten von Ukrainekrieg, Coronapandemie und Klimakatastrophe gerade wichtig, die verbindende Kraft der Musik und inspirierenden Momente des gemeinsamen Musizierens zu betonen, sagt der Geschäftsführer der DMR-Projektgesellschaft, Stefan Piendl: „Wir leben in turbulenten Zeiten. Musik gibt gerade jetzt vielen Menschen Hoffnung, Zuversicht und Inspiration. Ich freue mich, dass wir im Jahr 2023 gleich mehrere Jubiläen feiern können.“

Die Neue Kammer repräsentiert das Projekt Podium Gegenwart. Zum Anlass des Festkonzertes entwickelte die Regisseurin Gineke Pranger mit dem Ensemble ein szenisch performatives Aufführungskonzept. © Lukas Diller
Die Neue Kammer repräsentiert das Projekt Podium Gegenwart. Zum Anlass des Festkonzertes entwickelte die Regisseurin Gineke Pranger mit dem Ensemble ein szenisch performatives Aufführungskonzept. © Lukas Diller

Sieben Geburtstage auf einmal

2023 steht nämlich nicht nur das siebzigjährige Jubiläum des Deutschen Musikrats selbst an, sondern gleich eine ganze Reihe weiterer runder Geburtstage, die mit der jahrzehntelangen erfolgreichen Arbeit des DMR einhergehen. Allen voran feiert etwa der bundesweite Wettbewerb Jugend musiziert als eine der renommiertesten Maßnahmen zur Findung und Förderung musikalischer Begabungen, sein sechzigjähriges Bestehen. Knapp eine Million Kinder und Jugendliche haben in den letzten 59 Jahren bei Jugend musiziert mitgemacht. Für viele von ihnen war dies der erste Schritt in eine erfolgreiche Musikkarriere.

Seit vierzig Jahren findet der Deutsche Chorwettbewerb statt, der Amateurchören und Vokalensembles aller Besetzungen und Stilrichtungen die Möglichkeit zum Leistungsvergleich und Erfahrungsaustausch bietet. Im Vierjahresturnus werden hierbei die besten Chöre Deutschlands ermittelt. Kein Wettbewerb, sondern ein langfristiges Förderprojekt, das sich mittlerweile zu einer festen Größe in der jungen deutschen Musiklandschaft gemausert hat, wird dieser Tage wiederum 35 Jahre alt: Das Bundesjazzorchester gibt Konzerte im In- und Ausland und begleitet junge Talente in ihrer musikalischen, künstlerischen und persönlichen Entwicklung.

Alin Coen und Max Prosa wurden im PopCamp gefördert. Sie gehören zu den stilprägenden Künstlerpersönlichkeiten der jungen, deutschsprachigen Singer/Songwriterszene Deutschlands. © David Dollmann/Sandra Ludewig
Alin Coen und Max Prosa wurden im PopCamp gefördert. Sie gehören zu den stilprägenden Künstlerpersönlichkeiten der jungen, deutschsprachigen Singer/Songwriterszene Deutschlands. © David Dollmann/Sandra Ludewig

Als zentrale Anlaufstelle für alle Fragen zu sämtlichen Themenbereichen rund um das Musikleben in Deutschland wurde zudem das Deutsche Musikinformationszentrum vor 25 Jahren vom DMR ins Leben gerufen. Und ihr Zwanzigjähriges begehen das internationale Projekt European Workshop for Contemporary Music des Podium Gegenwart, das junge Musizierende mit der Ausführung und Entwicklung zeitgenössischer Musik vertraut macht, sowie die gemeinnützige Projektgesellschaft des Deutschen Musikrates. Letztere hat ihren Sitz in Bonn und bündelt seit 2003 alle Fördermaßnahmen des Deutschen Musikrates unter einem Dach.

„Wir feiern Musik“ – Das große Festkonzert in der Berliner Philharmonie

Unter dem Motto „Wir feiern Musik“ stehen beim Deutschen Musikrat in diesem Jahr also gleich sieben Jubiläen auf der Agenda. Zelebriert wird dies u. a. mit der 152 Seiten starken Festschrift „Hören – Lieben – Fühlen: 70 Jahre Deutscher Musikrat“, die die Entwicklung des Dachverbands detailliert nachzeichnet und Einblicke in die grundlegenden musik- und gesellschaftspolitischen Aufgaben gibt. Zudem stehen rund 150 Veranstaltungen auf dem Programm, über die das aktuelle Jahrbuch des Deutschen Musikrates eine Übersicht bietet. Höhepunkt ist zweifelsohne das große Festkonzert im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie am 19.10.2023, bei der mit über 160 teilnehmenden Musikerinnen und Musikern die ganze musikalische Vielfalt des Deutschen Musikrates und seiner Projekte zu hören und zu sehen sein wird.

Trailer zu 70 Jahre Deutscher Musikrat:

Aufmacherbild: Das Piaschowa Quartett erhielt beim Wettbewerb Jugend musiziert einen ersten Bundespreis mit Höchstpunktzahl in der Kategorie Kammermusik © Deutsche Stiftung Musikleben/Oliver Fantitsch