In Dresden sind die großen Spielstätten der Klassik nur einen Steinwurf voneinander entfernt: Nördlich des Residenzschlosses die Semperoper und südlich davon der Kulturpalast, das neue Domizil der Dresdner Philharmonie. Am Altmarkt thront die Kreuzkirche mit ihrem berühmten Kreuzchor, und auch die Frauenkirche mit ihren zahlreichen Konzerten befindet sich von hier aus in Fußnähe. Dieses rege, räumlich eng gedrängte Konzertleben in Sachsens Landeshauptstadt führte dazu, dass sich mittendrin eine kunterbunte, erstaunlich vielfältige Ansammlung an Restaurants und Bars niedergelassen hat. Die interessantesten Lokale für den Cocktail und insbesondere auch den Hunger danach stellt Ihnen Niehoffs Vaihinger vor.

Internationalität auf Sächsisch:
Dresdens Barkultur

Twist Lounge Bar
Blick in die Twist Bar

Eine der besten Cocktailadressen in Dresden ist die Twist Skybar im Herzen der Altstadt, genauer gesagt: über dem Herzen der Altstadt, denn im sechsten Stock des Innside Hotels genießen die Gäste eine traumhafte Aussicht auf die Frauenkirche. Hinter dem Tresen steht mit René Förster ein preisgekrönter Barkeeper mit Hang zu ausgefallenen Kreationen.

Ebenfalls in einem Hotel, nämlich in Kempinskis Taschenbergpalais, befindet sich Dresdens zweite Bar für den besonderen Abendausklang. Karl May Bar nennt sich das Etablissement, und es sieht hier tatsächlich so aus, als hätte jener Schriftsteller, der in seiner Fantasie und seinen Romanen so weit gereist ist, seine Erlebnisse aus der exotischen Welt an die holzvertäfelten Wände gemalt. Mondän und weltläufig ist auch die Spirituosenauswahl, die unter anderem knapp hundert Whisk(e)y-Sorten enthält.

Gin House Dresden
Plüschig-britisch und urgemütlich: das Gin House

Was dem einen sein Whiskey, ist dem anderen sein Gin. Wer das Gin House direkt bei der Frauenkirche betritt, wird fast schon erschlagen von knallroter Plüschigkeit, goldfarbenen Wänden und an manchen Tagen auch von der Menschenmenge, die hier im royalen britischen Ambiente auf die viktorianische Zeit anstößt. Oder auf die elisabethanische. Oder einfach auf die Gegenwart, die hier besonders schön sein kann.
Die Cocktailauswahl reicht von klassisch über exotisch bis hin zu innovativ, wobei die Getränke eines eint: Sie werden nicht nur mit viel Liebe und Können kredenzt, sondern vor allem mit viel Gin.

Ein weiterer Ort für den besonderen Drinkgenuss ist schnell gefunden, wenn man den orthographisch verwunderlichen Barnamen „Kahnaletto“ richtig deutet: Der venezianische Städtemaler Bernardo Bellotto, besser bekannt als Canaletto, malte vom rechten Elbufer unterhalb der Augustusbrücke die wohl berühmteste Dresdner Stadtansicht. Begibt man sich abends dorthin und entdeckt am Ufer einen Kahn, na gut: ein Schiff, dann hat man das Kahnaletto gefunden. Tagsüber und abends ein Restaurant, öffnet für Nachtschwärmer die Schiffsbar Ida mit einer sehens- und vor allem trinkenswerten Wein-, Bier- und Spirituosenauswahl.

Kulinarische Weltreise

Feierabend, heimfahren, duschen, umziehen und gleich ins Konzert: Dies ist in aller Regel die übliche Vorbereitungsprozedur für einen gelungenen Konzertabend. Und in der Regel fehlt dabei ein wesentliches Element: das Abendessen, das man zeitlich meist nicht mehr unterbringt. In Dresden ist das jedoch kein Problem, denn rund um die Konzertorte gibt es zahlreiche Restaurants, die oft auch bis Mitternacht warme Speisen anbieten.

In der Münzgasse hat man bei den Kneipen die Qual der Wahl

In der Münzgasse, die von der Frauenkirche in Richtung Elbufer führt, befindet sich Dresdens berühmte Kneipenmeile, die eine kulinarische Weltreise ermöglicht. Es ist zum Beispiel sehr empfehlenswert, in der australischen Wüste zu stranden, genauer gesagt im Ayers Rock. Das Interieur des Lokals mit seinen Backsteinwänden, den riesigen Landschaftspostern mit Motiven aus Down Under und dem hellen Mobiliar ist eine gelungene Mischung aus Fernweh, Lokalkolorit und Moderne, was sich auch in der Speisekarte widerspiegelt: Neben australischen Spezialitäten wird hier auch regionale Küche angeboten.

Direkt neben der australischen Exklave liegt Spanien bzw. das Las Tapas, wo man sich durch feinste Leckereien der Iberischen Halbinsel schlemmen kann. Eine Auswahl von mehr als dreißig offenen Weinen, Cavas und Sherrys runden das spätabendliche Mahl ab. Überquert man von der Westseite der Frauenkirche die Straße, gelangt man nach Kanada: Im Ontario kommen vor allem die Fleischliebhaber auf ihre Kosten, die auch zu späterer Stunde saftige Steaks von Rind, Bison und Elch sowie Braten vom Karibu bestellen können. Wenn es unter den besonderen Gerichten ein ganz besonderes sein soll, kann man hier auch Wagyu-Rind, besser bekannt als „Kobe-Rind“, genießen.

Gegenüber vom Zwinger wiederum, hinter den historischen Mauern des Schauspielhauses, kultiviert man im Restaurant William das Heimatliche und interpretiert es vor allem neu. Klassiker der deutschen Küche wie das Senfei mit Kartoffeln, das glasierte Saiblingsfilet und die schwäbischen Käsespätzle werden nicht in Sonntagsbratenportionen aufgetischt, sondern in idealen Mengen für den spätabendlichen Genuss.

Und sollte man wider Erwarten doch noch vor dem Konzertabend Zeit fürs Abendessen finden, ist ein Abstecher ins Italienische Dörfchen fast schon ein Muss. Das Gasthaus, das zu den schönsten Deutschlands zählt, schließt zwar recht früh, jedoch ist die Mischung aus italienischen Spezialitäten und sächsischer Küche der ideale Einstieg in den Konzertabend: Zwischen Semperoper, Elbe, Zwinger und Hofkirche gelegen erreicht man von hier aus bequem in kürzester Zeit die großen Konzertsäle. Also schnell noch einen Espresso und dann ab ins musikalische Vergnügen!

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Fotos: Capricieux/Denise Kühne, Gin House Dresden, Frank Exß