Sommerzeit ist Festspielzeit. Die Anzahl klassischer Konzerte floriert unter freiem Himmel und an Orten, die im regulären Betrieb nur selten oder gar nicht bespielt werden. Opernklänge erfüllen die einzigartigen Kulissen von Verona, Bregenz, Salzburg und Bayreuth – und dank des 3sat-Festspielsommers auch das heimische Wohnzimmer. Bis Ende September überträgt der trinationale Sender jede Woche live oder als aktuelle Aufzeichnung Opernproduktionen und hochkarätig besetzte Konzerte von den großen europäischen Festspielbühnen. Bereits 1997 ging die Reihe erstmals unter dem Label „Festspielsommer“ auf Sendung, mittlerweile umfasst sie pro Saison etwa zwei Dutzend Termine. Zählt man das laufende Jahr mit, beläuft sich die Gesamtzahl auf 604 Ausstrahlungen.

Hochklassiges aus Schleswig-Holstein, London und Verbier

Zu Fixternen des 3sat-Festspielsommers haben sich die Eröffnungskonzerte des Schleswig-Holstein Musik Festivals und des Rheingau Musik Festivals entwickelt. Während hoch im Norden Felix Mendelssohns „Elias“ erklingt, spannt man im Kloster Eberbach den Bogen von Hector Berlioz‘ Karnevalsouvertüre zu Francis Poulencs „Stabat Mater“. Am Münchner Odeonsplatz geben sich Maestro Christian Thielemann und Starpianist Lang Lang die Hand. Für französisches Flair wiederrum sorgt die Aufzeichnung des „Concert de Paris“, bei dem unter anderem Ermonela Jaho, Vilde Frang, Daniil Trifonov und Wynton Marsalis vor dem Eiffelturm die „Grande Nation“ mit Highlights aus Klassik, Oper und Musical feiern.

In drei Jahrzehnten hat sich das Verbier Festival in den Schweizer Alpen zu einer Top-Adresse für Klassikfans entwickelt © Aline Paley
In drei Jahrzehnten hat sich das Verbier Festival in den Schweizer Alpen zu einer Top-Adresse für Klassikfans entwickelt © Aline Paley

Geburtstagsstimmung in großer Höhe verspricht indes das Verbier Festival, das mitten in den Schweizer Alpen in diesem Jahr sein dreißigstes Jubiläum begeht. Den Auftakt machen Yuja Wang, das Verbier Festival Orchestra und Zubin Mehta mit Sergej Rachmaninows drittem Klavierkonzert.

Wohl bei keinem anderen Festival ist die Stimmung so ausgelassen wie bei den BBC Proms in der Londoner Royal Albert Hall. In der legendären „Last Night of the Proms“ trifft Hochklassiges auf englische Traditionals, in diesem Jahr mit Sopranistin Lise Davidsen, Cellist Sheku Kanneh-Mason und unter der Leitung von Marin Alsop. Aus der Arena di Verona überträgt 3sat einen Galaabend mit Tenor Jonas Kaufmann.

Hollywood-Flair im Steinbruch

Opernliebhaber kommen 2023 unter anderem mit zwei Neuinszenierungen auf ihre Kosten. Zunächst präsentiert der amerikanische Regisseur Jay Scheib seine Lesart auf Richard Wagners „Parsifal“. Der Clou: Das Bühnengeschehen wird durch spektakuläre 3D-Effekte ergänzt – jedoch nur für 330 Besucher mit einer Augmented Reality-Brille. Den Zuschauern am Bildschirm ergeht es also wie achtzig Prozent des Publikums auf Bayreuths „Grünem Hügel“, die die Premiere „nur“ analog erleben.

Opernbühne mitten im Unesco-Welterbe: der Steinbruch St. Margarethen im österreichischen Burgenland © Andreas Tischler
Opernbühne mitten im Unesco-Welterbe: der Steinbruch St. Margarethen im österreichischen Burgenland © Andreas Tischler

300 Kilometer weiter südlich schließen sich Christoph Marthaler und Anna Viebrock zum siebten Mal für eine Produktion zusammen. Bei den Salzburger Festspielen setzen sie sich mit Giuseppe Verdis komischen Meisterwerk „Falstaff“ auseinander. Die Titelpartie übernimmt dabei Gerald Finley, am Pult steht Ingo Metzmacher. Auf der größten Freiluftbühne Europas, der Oper im Steinbruch Sankt Margarethen, heißt es hingegen „Carmen goes to Hollywood“, wenn Regisseur Arnaud Bernard Georges Bizets beliebten Opernstoff an ein Filmset der Traumfabrik im Stil der fünfziger Jahre verlagert.

Zum Abschluss seines Festspielsommers übertragt 3sat das Antrittskonzert von Sir Simon Rattle als Chefdirigent des BR-Symphonieorchester. Auf dem Programm steht Joseph Haydns „Die Schöpfung“.

Aufmacherbild: © Klaus Vyhnalek