Egal ob fernöstliche Gartenkultur mit Bonsais, duftende Rosengärten oder barocke Schlossparks: In Sachen Landschaftsarchitektur lässt das üppig blühende Thüringen keinerlei Wünsche offen. Insgesamt warten über 2.000 Grünanlagen in der Region darauf, erkundet zu werden. Da sind die diesjährige Erfurter Bundesgartenschau (BUGA) und ihre 25 Außenstandorte nur ein kleiner Teil des bunt florierenden Lebens, das sich im Freistaat unter dem Motto „Querbeet durch Thüringen“ bestaunen lässt.

Die 25 BUGA-Außenstandorte, die sich außerhalb der Landeshauptstadt Erfurt befinden, sind teils bekanntere und teils noch zu entdeckende Gartenjuwele. Gleiches gilt für zahlreiche weitere grüne und blühende Ecken im Land, die zwar nicht zur Gartenschau gehören, aber keinesfalls minder bemerkenswert sind. Der Reiz dessen, was all diese Orte so besonders und einmalig macht, liegt vor allem in ihrer Gegensätzlichkeit. Denn kontrastreicher könnten die Anlaufstellen für Garten-, Park-, Blumen- und Naturliebende kaum sein. Doch welche sind die schönsten, welche die erstaunlichsten von ihnen? Bei dieser Vielzahl kann man nur eine Auswahl treffen:

1. Schloss und Park Altenstein

Mit rund 160 Hektar ist die weitläufige Parkanlage rund um das Schloss Altenstein eine der größten historischen Anlagen Thüringens. Landschaft und Gartenbaukunst verschmelzen hier zu einem beeindruckenden Ganzen und bestechen durch ihre Einzigartigkeit, bestehend aus Felsformationen, der Altensteiner Höhle und den legendären Bonifatiusfelsen, einem Wasserfall, Rabatten- und Zopfbeeten, unendlichen Wiesen, Wäldern mit großem Artenreichtum sowie den Terrassen am Schloss. Letzteres wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut und bildet mit den Nebengebäuden einen Stadtteil des Kurortes Bad Liebenstein. Berühmte Persönlichkeiten gingen hier ein und aus. Sogar Johannes Brahms war mehrfach zu Gast auf Schloss Altenstein und schwärmte 1894 in einem Brief an Clara Schumann von dem „herrlichen Park und Wald“, der aus der Ferne majestätisch wirkt, doch aus der Nähe immer beschaulicher wird. Das Schloss ist umsäumt von kunstvoll angelegten Teppichbeeten, die mit ihren exakten, geradlinig geformten Strukturen einen harmonischen Kontrast zu den anderen, naturbelasseneren Abschnitten des Parks bilden, aber ebenso herrlich anzusehen sind.

Teppichbeet im Schlosspark Altenstein © Florian Trykowski / Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten / TTG
Teppichbeet im Schlosspark Altenstein © Florian Trykowski / Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten / TTG

2. Dornburger Schlösser

An den steilen Ufern der Saale ragen an berühmter Stelle gleich drei Schlösser empor, die unterschiedlicher nicht sein könnten – und doch bilden sie gemeinsam eine feste Einheit. Das Ensemble der Dornburger Schlösser besteht aus dem 1522 erbauten „Alten Schloss“, dem beinahe ebenso alten Renaissance-Schloss und dem gut hundert Jahre später entstandenen Rokoko-Schloss. Der besondere Clou: Alle drei Anwesen sind über ihre fürstlichen Gartenanlagen, die sich von Schloss zu Schloss erstrecken, miteinander verbunden. Die geschlängelten Wege durch englische Landschafts- und französische Barockgärten, die mit üppigen Gehölzpartien und reichhaltigem Blumenschmuck bezaubern, werden in ihrer Pracht nur noch von der atemberaubenden Aussicht über das Saale-Tal und seine Weinberge übertroffen. Nicht zufällig kann man die einstigen Sommerresidenzen der Herzöge von Sachsen-Weimar-Eisenach auch als „Balkon Thüringens“ bezeichnen. Das Schloss-Trio und dessen Grünanlagen, deren Glanz auch Goethe verfallen war, gehört sicherlich zu den schönsten Orten in der Region.

Rokoko-Schloss aus dem Ensemble der Dornburger Schlösser © Marcus Glahn / Stiftung Schloss Friedenstein Gotha für die Schatzkammer Thüringen
Rokoko-Schloss aus dem Ensemble der Dornburger Schlösser © Marcus Glahn / Stiftung Schloss Friedenstein Gotha für die Schatzkammer Thüringen

3. Gärten in Bad Langensalza

In eine ganz andere Welt entführen die insgesamt zehn Parks und Gartenanlagen in der kleinen, aber blütenreichen „Stadt der Gärten“ Bad Langensalza. Vor allem das fernöstliche Antlitz des Japanischen Gartens lässt seine Besucherinnen und Besucher Zeit und Raum vergessen. Und sein Name „Kofuku no niwa“ (jap. „Garten der Glückseligkeit“) spricht für sich. Kunstvoll geharkte Kiesbeete mit Bonsais, das murmelnde Geräusch des Wassers, der Duft nach Kirschblüten und Tee schicken die Sinne auf Reisen, lassen die Seele zur Ruhe kommen. Ein kleines Stück fernöstlicher Kultur mitten in Thüringen.

Ebenfalls in Bad Langensalza, nur wenige hundert Meter vom Japanischen Garten entfernt, findet sich ein weiteres überwältigendes Blütenmeer: Im Rosengarten verströmen über 450 Rosenarten ihr betörend süßes Parfüm. Beim Spaziergang durch die Pergola und vor allem von dem kleinen Aussichtshügel aus kann man die Blumenfülle und Farbenpracht besonders gut bewundern.

Der Japanische Garten in Bad Langensalza © Florian Trykowski / TTG
Der Japanische Garten in Bad Langensalza © Florian Trykowski / TTG

4. Sommerpalais im Fürstlich Greizer Park

Im Südosten Thüringens, im Tal der Weißen Elster, liegt die Stadt Greiz, frühere Hauptstadt des kleinsten Fürstentums in Deutschland. Es wurde vom Haus Reuß regiert, das im Stadtbild von Greiz deutliche Spuren seiner früheren Herrschaft mit drei Schlössern hinterlassen hat. Neben dem Oberen und dem Unteren Schloss sorgt vor allem das Sommerpalais für Aufsehen, da es von einer fast fünfzig Hektar umfassenden Grünfläche umgeben ist, die zu den faszinierendsten Landschaftsparks Europas zählt. Seit 2009 gilt der Fürstlich Greizer Park sogar offiziell als „Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung“. Die Einbindung der landschaftlichen Gegebenheiten hat dafür gesorgt, dass zahlreiche Biotope mit einer vielseitigen Flora und Fauna entstehen konnten. Der riesige Binsenteich in der Mitte des Parks ist von drei Dämmen eigefasst und soll in seiner Form einem Eichenblatt ähneln.

Sommerpalais in Greiz © Marcus Glahn / Stiftung Schloss Friedenstein Gotha für die Schatzkammer Thüringen
Sommerpalais in Greiz © Marcus Glahn / Stiftung Schloss Friedenstein Gotha für die Schatzkammer Thüringen

5. Barockes Universum Gotha

Einen besonderen Schatz von historischem Wert bildet das Barocke Universum Gotha. Das riesige Schlossensemble mit dem Schloss Friedenstein – dem größten Schlossbau Deutschlands aus dem 17. Jahrhundert – in seinem Zentrum, beherbergt eine Vielzahl von Kunstsammlungen und Museen, die sich seit über 350 Jahren erhalten haben. Vor allem das Innere des Schlosses versetzt mit seinen knapp 500 außergewöhnlich prunkvoll ausgeschmückten Räumen in Erstaunen. Einige von ihnen kann man heute noch besichtigen. Doch auch der Schlossgarten liefert wertvolle Einblicke in die Vergangenheit. Fast vollständig in seinem Originalzustand erhalten, verleiht er authentische Eindrücke der Gartenbaukunst seiner Entstehungszeit.

Barockes Universum Gotha: Schloss Friedenstein und Herzogliches Museum © Marcus Glahn / Stiftung Schloss Friedenstein Gotha für die Schatzkammer Thüringen
Barockes Universum Gotha: Schloss Friedenstein und Herzogliches Museum © Marcus Glahn / Stiftung Schloss Friedenstein Gotha für die Schatzkammer Thüringen

Querbeet durch Thüringen

Diese und noch viele weitere Schlösser, Parks und Gärten gibt es hier zu entdecken. Dabei hilft auch die App „Thuringia.MyCulture.“ als digitaler Reisebegleiter. Bei den verschiedenen Erlebnistouren wie der Tour „Schlösserland Thüringen. Fürsten im Grünen.“ lassen sich auch weitere sehenswerte Anwesen in der Region erkunden, wie zum Beispiel das pittoreske Wasserschloss Kochberg, das mit seinem Park, dem Badeteich und der Turmruine auf jeden Fall einen Besuch wert ist.

Und auch die grünen und blühenden Orte Thüringens, die nicht zu den offiziellen Außenstandorten der BUGA gehören, lohnen einen Ausflug. So etwa der herrlich gelegene Rennsteiggarten, der u. a. Gebirgspflanzen aus fast allen Hochgebirgswelten der Erde zur Schau stellt.

Rennsteiggarten mit Ausblick © Sabine Braun / TTG
Rennsteiggarten mit Ausblick © Sabine Braun / TTG

Welche Kostbarkeiten der Landschaftsarchitektur Thüringens Kulturhochburg Weimar überdies zu bieten hat, ist in der concerti Lounge zu „Weimars lebenden Denkmälern“ zu erfahren.

Hier gibt es weitere Informationen zum Themenjahr „Querbeet durch Thüringen“.

Aufmacherbild: Schloss Altenstein © Florian Trykowski / Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten / TTG