Ein gelungener Konzert- oder Opernabend ist zu Ende. Und Sie wünschen sich, nach der Veranstaltung noch leiblichen Genuss folgen zu lassen? Nichts wie rein in die schummrigen, glanzvollen, hippen, traditionellen, schicken oder urigen Bars der Landeshauptstadt Bayerns.
Die bekannten Klassiker sind freilich das Schumann’s direkt am Odeonsplatz, wo die sehr feinen Cocktails und sehr zahlreichen Gäste im Mittelpunkt stehen und das Interieur nobel und schlicht gehalten ist, sowie das Brenner direkt hinter dem Nationaltheater in der denkmalgeschützten Säulenhalle des Marstalls. Hier legt die Küche Wert auf hohe Qualität bei den Nahrungsmitteln, während der Besucher die Wahl zwischen mehreren Etablissements hat: Neben dem Bar- gibt es auch einen Grill- und Pastabereich sowie zwei Terrassen.
Aber es lohnt sich aber auch, Neues zu entdecken. Unser Partner Niehoffs Vaihinger stellt Ihnen fünf interessante Lokale für den Cocktail danach vor:
Falk’s Bar
Viele der traditionsreichen Bars nähren ihren Ruhm aus Anekdoten, in denen zumeist prominente und/oder exotische Gäste die Hauptrollen spielen. Die wenigsten Bars aber können große Geschichten erzählen. Diese hier beginnt tragisch, liefert aber ein Happy-End nach: 1944 kehrt der verwundete Soldat Falk Volkhardt zurück zum vom Krieg völlig zerstörten Hotel des Vaters. Als die beiden die Trümmer Stück für Stück wegschafften, stießen sie auf den fast unzerstörten Spiegelsaal von 1839. Es dauerte kein Jahr, dann beheimatete der „Spiegelsaal im Bayerischen Hof“ das erste Speiselokal im Nachkriegsmünchen, wenige Jahre später feierte die Familie Volkhardt die Wiedereröffnung ihres Hotels.
Seit 2002 befindet sich im Spiegelsaal „Falk’s Bar“, dessen Name zu Ehren des 1944 zurückgekehrten Soldaten gewählt wurde. Die Betreiber der Bar scheinen ihr Handwerk sportlich zu nehmen, denn viele ihrer Cocktail-Kreationen konnten renommierte Preise abräumen. Neben den klassischen Drinks bietet Barchefin Meike Zimmermann aber auch feinste Spirituosen an. In hungrigem Zustand lohnt sich ein Besuch dieser Bar ebenso, denn die Speisekarte ist so klein wie fein und bietet neben den „Pflichtübungen“ wie dem Caesar Salad oder dem Clubsandwich auch edle Feinkost wie Beef Tatar oder Ossietra-Kaviar.
Der erste Eindruck, wenn man den Saal mit seinen hohen stuckverzierten Wänden und opulenten Blumenbuketts betritt, raubt einem schlicht den Atem. Doch der Gast wird schnell wieder geerdet, sobald das unprätentiöse Personal die beim „Falk’s“ obligatorischen Gummibärchen serviert – in einer Silberschale, versteht sich. Mit einer Anekdote wartet die Bar aber dann doch noch auf: Ein Gast war sich einst absolut sicher, hier mehrmals einen Geist gesehen zu haben – bis man ihn darauf hinwies, dass das nur die Bedienung gewesen sein konnte, vervielfältigt in den riesigen Wandspiegeln des Saals.
Erreichbarkeit:
Staatsoper: ca. 500 Meter zu Fuß.
Gasteig: ca. 15 Min. mit S1-S8, ca. 10 Min. mit dem Auto
Gärtnerplatztheater: ca. 15 Minuten zu Fuß
Hotel Bayerischer Hof, München, Promenadepl. 2-6, 80333 München
Öffnungszeiten: 11:00–02:00
Telefon: 089 2120956
www.bayerischerhof.de
Pusser’s
Zugegeben: Der Name des Cocktails „Painkiller“ klingt wie eine Mutprobe für Heranwachsende, die ihre Promillegrenzen ausloten wollen. In der Tat ist der Alkoholgehalt beachtlich, doch nach dem ersten Schluck, der eine Explosion tropischer Fruchtaromen verursacht, vergisst man den hochprozentigen Geist, der in der Trinktasse (der „Painkiller“ fühlt sich im Glas nicht wohl) schlummert. Beziehungsweise: Man will ihn vergessen, denn der Bedarf nach Drink Nummer zwei und drei ist enorm. Das liegt freilich auch daran, dass das Pusser’s eine Bar ist, in der man in aller Regel länger verweilt, als man eigentlich vorhatte. Man ist hier unter sich, die Hintergrundgeräusche sind unterhaltungsfreundlich gepegelt, das Ambiente gepflegt, aber nicht überkandidelt.
Dabei ist das Erfolgskonzept der Pusser’s Bar eigentlich das klassische Münchner Misserfolgskonzept: Seit über vierzig Jahren scheut Gründer und Inhaber Bill Deck Neuerungen und sieht auch keinen Grund, seine Bar neu zu erfinden. Zudem schmückt sich Deck in keinster Weise mit der kunterbunten Prominenz, die hier ein- aus ausgeht. Der Drang nach Konstanz schlägt sich auch an der Bar selbst nieder, denn das Personal wurde hier vor Ort ausgebildet und kredenzt auf höchstem Niveau die unterschiedlichsten Cocktails. Donnerstags bis samstags ist übrigens die Pusser’s Bar gleich doppelt zu empfehlen: Dann nämlich spielen ausgewählte Barpianisten auf und lassen die amerikanische Barkultur authentisch aufleben.
Übrigens: Sollte der Painkiller in seiner Wirkung übers Ziel hinausgeschossen sein, ist das Chili con Carne, zubereitet nach einem hauseigenen Geheimrezept, wärmstens zu empfehlen.
Erreichbarkeit:
Staatsoper und Konzertsäle der Residenz: ca. 500 Meter zu Fuß.
Gasteig: ca. 15 Min. mit dem ÖPNV
Gärtnerplatztheater: ca. 1 Kilometer zu Fuß
Falkenturmstraße 9, 80331 München
Öffnungszeiten: 18:00–03:00
Telefon: 089 220500
www.pussersbar.de
Pfälzer Weinstube
Wer sich nicht als Tourist oder Zugereister zu erkennen geben möchte, sollte hier tunlichst mit der Nennung von Nummern bestellen. Der wärmstens zu empfehlende 2015er Silvaner und Müller-Thurgau der Weinkellerei Emil Wissing etwa wird mit der Losung „3a“ geordert. Das hat zwar den fragwürdigen Charme eines asiatischen Fastfood-Restaurants, ist aber dem Umstand geschuldet, dass die Größe des Weinsortiments immens ist: Die Produkte von über hundert Winzern lagern in den Kellergewölben der Münchner Residenz, wo sich die „Pfälzer Weinstube“ befindet.
Groß sind auch die Räumlichkeiten im barocken Teil der Münchner Residenz, den der Herzog und spätere Kurfürst Maximilian I. von Bayern zu Beginn des 17. Jahrhundert erbaut hatte. Über 500 Gäste haben im großen Pfalzsaal und den sechs Stuben, an deren Wänden die Gemälde des Speyerer Malers Karl Graf (1902 – 1986) von der 700-jährigen Liaison zwischen Bayern und der Pfalz erzählen, die bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs währte.
Unbedingt sollte man auch einen Blick in die Speisekarte werfen, die authentische Pfälzer Küche von ihrer besten Seite präsentiert. Das Erlebnis der Pfälzer Weinstube lässt sich übrigens daheim fortsetzen: Die angeboten Weine können auch flaschenweise gekauft und mitgenommen werden, und auf der Website des Lokals finden sich einfach nachzukochende Rezepte, etwa für den Pfälzer Flammkuchen.
Erreichbarkeit:
Staatsoper und Konzertsäle der Residenz: ca. 500 Meter zu Fuß.
Gasteig: ca. 10 Minuten mit dem ÖPNV
Gärtnerplatztheater: ca. 1 Kilometer zu Fuß
The Flushing Meadows
Der Name täuscht: Hier gibt es weder ein Grand-Slam-Tournier, noch spielt das Baseballteam der Mets auf, wie es im gleichnamigen Areal im New Yorker Stadtteil Queens der Fall ist. Stattdessen steht man erst einmal vor einem betongrauen Bürogebäude aus den sechziger Jahren, dessen Eingangsschild eher auf ein Stunden- denn auf ein angesagtes Designhotel hinzuweisen scheint. Dass sich im vierten Stock des „Flushing Meadows“ außerdem eine der schönsten Dachterrassen Münchens befindet, glaubt man erst, wenn man seinen Cocktail in der Hand hat und den Blick über die Stadt bis hin zu den Alpen schweifen lässt.
Die Drinks selbst erfüllen überzeugend den Anspruch Münchens an sich selbst, traditionell-heimatbewusst und gleichzeitig international zu sein. Der „Wanderlust Sour“ zum Beispiel: Dessen Rezeptur ist angelehnt an den britischen Gimlet, bestehend aus Gin und Lime Juice, der mit Enzianlikör und einer heimischen Marmelade angereichert ist. Auch unter den Spirituosen finden sich lokale Produkte wie der Münchner Lion’s Vodka, die unbedingt probiert werden wollen.
Während man draußen auf Holzstühlen sitzt, herrscht im Innenbereich der Bar plüschige Gemütlichkeit mit weichen Sofas und Sesseln, Teppichen und einem Kamin. Der ist nicht nur Staffage, sondern wird während der kälteren Jahreszeiten auch in Betrieb genommen.
Erreichbarkeit:
Staatsoper: ca. 1,5 Kilometer zu Fuß, ca. 15 Mintuen mit dem ÖPNV
Gasteig: ca. 1,5 Kilometer zu Fuß, ca. 15 Minuten mit dem ÖPNV
Gärtnerplatztheater: ca. 400 Meter zu Fuß
Fraunhoferstraße 32, 80469 München
www.flushingmeadowshotel.com/bar/
Niederlassung
„Einen Gin Tonic, bitte.“ – „Welchen?“ Auf diese Gegenfrage muss sich der Gast gefasst machen, wenn er das Hausgetränk der „Niederlassung“ bestellt. Neun Seiten sind in der Getränkekarte allein den Gin-Sorten gewidmet, die Alexander Schwarz in seiner Bar führt. Die Wacholderbrände sind hier nicht nur britischer, sondern auch deutscher, niederländischer, spanischer oder französischer Herkunft. Wer sich also im heimeligen Wohnzimmer mit Theke mitten im Gärtnerplatzviertel gemütlich machen will, kann gleichzeitig seine Entdeckerfreude ausleben – übrigens auch außerhalb hochprozentiger Gefilde, denn neben den üblichen verdächtigen Biersorten erhält man hier auch die Produkte kleinerer lokaler Brauereien sowie diverse Craft Beer-Sorten.
Gehobene Drinks ohne Schick, Schnickschnack und dem üblichen Sehen-und-gesehen-werden-Spiel – in München ist das eher die Seltenheit. Stattdessen ist hier das überwiegend junge Publikum bunt durchmischt. Zu späterer Stunde erfreut sich die „Niederlassung“ allerdings derart großer Beliebtheit, dass man eventuell mit einem Stehplatz und einem gewissen Grad an Tuchfühlung vorlieb nehmen muss. Aber genau das macht die Wohnzimmerparties ja erst gemütlich.
Außerdem
Wer in der Staatsoper oder in der Residenz war, hat Glück, denn zahlreiche Bars und Restaurants in der Innenstadt sind fußläufig zu erreichen. Zum Beispiel die Bar Comercial, in der auch noch um Mitternacht italienische Küche angeboten wird. In der Lehel Bar haben Konzertbesucher donnerstags bis samstags die Möglichkeit, einen musikalischen Kontrapunkt zu setzen, denn an diesen Abenden versorgen DJs die Nachtschwärmer mit elektronischer Musik. Und noch ein Tipp für Besucher einer Wagner-Oper: Direkt gegenüber des Nationaltheaters befindet sich das Wirtshaus Zum Franziskaner, der beste bayerische Schmankerl wie abgebräunten Leberkäse oder Spanferkel anbietet – genau richtig für eine der einstündigen Pausen also.
Fotos: Promo