Was lange währt, wird endlich gut – voraussichtlich sogar sehr gut. Die Beethovenhalle Bonn wird im Dezember nach einer umfassenden Umbau- und Renovierungsphase feierlich wiedereröffnet. Eine ganze Woche lang wird gefeiert, dass es nun wieder ein Haus für alle in der Stadt gibt. Das Beethoven Orchester Bonn, das Beethoven-Haus, das Beethovenfest und die Telekom Bonn haben ein vielseitiges Programm auf die Beine gestellt, das in der Woche vom 16. bis 21. Dezember viele Menschen ansprechen und in die neue Kulturstätte locken soll. Prominente Gäste wie das Bundesjugendorchester, der Bundesjugendchor, Beethoven-Spezialist Jan Caeyers, der Bonner Pianist Fabian Müller sowie der lokale Pop-Act Jeremias sorgen für festliche Stimmung.

 

Historischer Bau der Moderne

 

Vom Heizkörper über offene Glasfronten bis zur Akustik: In ihrer technischen Ausstattung und Ästhetik war die Beethovenhalle für damalige Zeiten sehr modern. Sie wurde 1959 nach Entwürfen des Architekten Siegfried Wolske fertiggestellt. Wolske war stark von Hans Scharoun beeinflusst, den er bereits beim Bau der Philharmonie Berlin unterstützt hatte. Der Architekt arbeitete mit besonderen Farben – viel Blau, Gelb und einem gewagten Türkis, das auch heute noch das charakteristische Kuppeldach dominiert. Lichtdurchflutete Foyers vermitteln Offenheit und Transparenz. Auch die Anordnung der Materialien folgt einer Dramaturgie: Von draußen kommend, betritt man ein zunehmend hochwertig wirkendes Ambiente, bis schließlich das große Finale im Saal erreicht wird.

Die offene Bühne mit Zugängen vom Publikumsbereich symbolisiert eine Haltung der Kunst, die schon damals auf Teilhabe setzte. Als Multifunktionsbau für klassische Konzerte, politische Anlässe sowie Karnevals- oder Konfirmationsfeiern wurde die Beethovenhalle stets den Ansprüchen vieler Bonner Bürgerinnen und Bürger gerecht. Als „Parkett der Bonner Republik“ ging sie mit bedeutenden politischen Reden in die Geschichte ein, etwa 1961 von Willy Brandt und Konrad Adenauer. Aufgrund dieser Architektursprache, die die Werte der jungen Demokratie zum Ausdruck bringen sollte, sowie ihrer Geschichte und Nutzung in der Bonner Hauptstadtzeit wurde die Beethovenhalle bereits 1990 unter Denkmalschutz gestellt.

Dirk Kaftan (l.), Generalmusikdirektor der Stadt Bonn, und Architekt Steffen Göbel begehen die Beethovenhalle während der Sanierungsarbeiten © Tilmann Böttcher
Dirk Kaftan (l.), Generalmusikdirektor der Stadt Bonn, und Architekt Steffen Göbel begehen die Beethovenhalle während der Sanierungsarbeiten © Tilmann Böttcher

Die Sanierung

 

„Denkmalgerechte Instandsetzung und Modernisierung“ – so lautet die korrekte Bezeichnung für den Prozess, der nun nach neun Jahren abgeschlossen ist. Er umfasste neben der technischen Erneuerung, der Stabilisierung der Bausubstanz und der Steigerung der Energieeffizienz auch eine Optimierung der Akustik und einen Ausbau der Barrierefreiheit. Auch der Außenbereich wurde mit einem neuen Zugang zum Rhein und zum Beethoven-Park aufgewertet.

Eigentlich sollte die Halle zum Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 fertiggestellt sein, doch zahlreiche Schwierigkeiten machten den Weg steiniger als gedacht und verlängerten ihn. Dass der Schlüssel nun an die Betreibergesellschaft BonnCC übergeben werden konnte, ist maßgeblich Steffen Göbel zu verdanken, einem erfahrenen Bauingenieur und Leiter der GmbH „das Bauprojekt“, die das Vorhaben 2022 nach mehreren Jahren des Stillstands übernahm. Mit Verve, Augenmaß und Leidenschaft führte er die Sanierung zum Happy End. „Ein Abriss wäre wirklich ein Frevel gewesen. Es gibt so viele erhaltenswerte Elemente dieses Bauwerks, das eine positive Aufbruchsstimmung nach dem Zweiten Weltkrieg verkörpert und für eine wirtschaftlich starke und wieder sympathische Nation wirbt.“

Mit dem Beethovenorchester Bonn kehrt das Residenzensemble in die Beethovenhalle zurück © Thomas Frey
Mit dem Beethovenorchester Bonn kehrt das Residenzensemble in die Beethovenhalle zurück © Thomas Frey

Der Neuanfang

 

Seit September probt das Beethoven Orchester Bonn bereits wieder in den dafür vorgesehenen Räumlichkeiten. Klassische Musik auf hohem Niveau allen Menschen zugänglich zu machen – daran arbeiten die Musikerinnen und Musiker gemeinsam mit ihrem Chefdirigenten Dirk Kaftan seit vielen Jahren. „Mit großer Vorfreude können wir ab Dezember die Beethovenhalle wieder zum Klingen und Schwingen bringen. Nach unserer Vision wird die Halle zum musikalischen ‚Wohnzimmer‘ der Stadt, lebendiges Zentrum von uns, unserer hier anwesenden Partner und aller möglichen Akteure der Bonner Szene. Die Halle soll ein Fenster in die überregionale Musikwelt werden“, so Kaftan.

Selbstverständlich gestaltet dieses Team das Eröffnungskonzert am 16. Dezember. Auf dem Programm stehen Werke des Namensgebers sowie Mahlers zweite Sinfonie mit dem programmatischen Titel „Auferstehungssinfonie“. Auch ein zeitgenössisches Werk steht auf dem Programm. Die kroatische Komponistin Sara Glojnarić, mit der das Beethoven Orchester schon mehrfach zusammengearbeitet hat, gibt mit ihrem Werk „Everything, always“ einen multimedialen Einblick in einen Kompositionsprozess. Mit nur einem Konzert wäre dem freudigen Anlass jedoch kaum Rechnung getragen.

In einem Festakt am 16. Dezember eröffnet das Beethovenorchester Bonn unter der Leitung von Dirk Kaftan die Beethovenhalle © Irène Zandel
In einem Festakt am 16. Dezember eröffnet das Beethovenorchester Bonn unter der Leitung von Dirk Kaftan die Beethovenhalle © Irène Zandel

 

Freude! – Eine Woche lang

 

Eine ganze Woche lang feiert Bonn, dass nun wieder eine Konzerthalle mit optimierter Akustik zur Heimstätte musikalischer Genüsse werden kann. Der Veranstaltungsreigen wartet mit besonderen Konzertereignissen auf. Die Betreibergesellschaft BonnCC und das Beethoven Orchester laden am 20. Dezember zum Tag der offenen Tür bei freiem Eintritt in das neue Zuhause der Kultur ein. Das Haus ist auch in seinen Seminarräumen, Foyers und Studios von Musik erfüllt; ein Mitsingkonzert bezieht die Gäste aktiv ins kulturelle Geschehen ein, und Beethovens wohl populärstes Werk erklingt – seine fünfte Sinfonie mit dem markanten Rhythmus.

Das traditionelle Tauftagskonzert am 17. Dezember, das üblicherweise im Beethoven-Haus stattfindet, zieht dieses Jahr auf die große Bühne der frisch sanierten Halle. Das Bundesjugendorchester unter Beethoven-Spezialist Jan Caeyers steht hier im Mittelpunkt. Pure Freude also – sieben Tage lang in Bonn für alle Menschen.

Aufmacherbild: © Stadt Bonn/Giacomo-Zucca