„Bach by Bike“ bietet jeden Sommer drei verschiedene Radtouren
Seit 2014 führen die Geigerin Mareike Neumann und die Opernsängerin Anna-Luise Oppelt gemeinsam mit ihrem Team persönlich angeleitete Fahrradtouren durch. Die gesamten Strecken der etwa zehntätigen Reisen sind zwischen 300 und 400 km lang, die täglichen Etappen belaufen sich auf 20 bis 60 Kilometer und führen durch wunderschöne Naturgebiete und historische Orte. Jede Station ist auch eine Lebensstation oder Wirkungsstätte des Komponisten. Ziel und Abschluss der Exkursionen ist bei vielen Touren ein festlicher Höhepunkt, zum Beispiel der Besuch eines der Bach-Festivals der Region. 2018 ist in dieser Hinsicht ein besonderes Jahr: Mit dem Bachfest in Leipzig, der Bachbiennale in Weimar und den Bachfesttagen in Köthen werden in diesem Jahr drei verschiedene Bach-Feste gefeiert. Eine weitere Tour besucht die Lebensstationen Bachs in seinen jungen Lebensjahren.
Perfekt organisierte Touren und für jeden geeignet
Teilnehmen kann bei diesen Reisen jeder. Wer sich nicht fit genug für die sportliche Herausforderung fühlt, kann ein e-Bike anmieten. Auch sonst ist für vollen Service rundum gesorgt: Die fahrradfreundlichen Hotels auf dem Weg stellen den Bikern ein Picknick für die bevorstehende Tagesetappe zusammen. Die ganze Tour wird von einem Versorgungsfahrzeug begleitet, um Gepäck, Picknick und gegebenenfalls müde Radler zu transportieren. Die Absicht hinter der Tour ist spürbar zu machen, woher die Musik Bachs kommt. Unterbrochen von Konzerten, Führungen und Besichtigungen gibt es die Möglichkeit, die Musik direkt an ihren Entstehungsorten zu hören und in diesem Ambiente auch zu fühlen.
Aus einem Hobby wurde ein professionelles Konzept
Die nächste Tour von „Bach by Bike“ startet am 25. August 2018 und führt von Weimar nach Köthen zu den dortigen Bachfesttagen. Es ist die dreizehnte Tour, seit es das Konzept gibt. Was heutzutage ein professionelles Projekt ist, begann im Jahr 2006, als die beiden Gründerinnen sich in ihrer Studenten-WG in Detmold besser kennenlernten: Beide studierten Geige an der Hochschule für Musik, Anne Luise Oppelt studierte zusätzlich Gesang. Die beiden Kantorentöchter, mit Kirchenmusik aufgewachsen, liebten Bach und neben der Musik das Fahrradfahren. So unternahmen sie in den Semesterferien gern lange Fahrradtouren. Schließlich auch mit Zelt und größerem Gepäck bis nach Frankreich. Als sich die WG der beiden 2010 auflöste, weil Anna-Luise Oppelt ihr Studium in Weimar fortsetzte, besuchte Mareike Neumann sie – und gemeinsam begannen sie, das Leben ihres Lieblingskomponisten mit dem Fahrrad zu erschließen. Sie suchten ein Buch zu diesem Thema und fanden keines. Das notwendige Hintergrundwissen recherchierten sie sich mühsam aus vielen Quellen zusammen. Dabei radelten sie unermüdlich auf verschiedenen Wegen, die sie für sich den „Johann Sebastian Bach Radweg“ nannten. 2013 fragte die Volkshochschule Detmold, ob die beiden eine geführte Radtour anbieten könnten – und lieferte damit den Anstoß für „Bach by Bike“. Heute ist es eine eingetragene GbR, die sich finanziell trägt und die selbst ausgebildete Tourleiter bezahlen kann.
Trotzdem ist es ein Herzensprojekt, in das die beiden Gründerinnen das ganze Jahr über viel Ideen und Herzblut stecken. Unterstützt von einem Kooperationspartner aus der Tourismusbranche und vielen versierten und erfahrenen Bach-Experten wächst das Projekt von Jahr zu Jahr. Es werden Denkmäler, Museen und original erhaltene Orte besucht. Klein und persönlich soll es aber bleiben: 22 Teilnehmer hat eine Gruppe höchstens und die Reise ist ein gemeinsames Erlebnis. Bis jetzt waren Reisende im Alter zwischen 14 und 80 Jahren dabei: Musiker, Musikinteressierte und sogar Teilnehmer des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs ADFC.
Der nächste Wunsch: ein eingetragener Radweg
Sechs Jahre sind seit der Idee zu „Bach by Bike“ vergangen. Mittlerweile pflegen die beiden Gründerinnen ihre Freundschaft zwischen Bonn und Berlin, wo sie ihren Berufen als Geigerin und Sängerin nachgehen. An Herzblut, Elan und begeisterten Teilnehmern für ihr Projekt mangelt es den beiden Bach-Bikerinnen trotz des Berufslebens nicht. Was sie sich aber seit langem wünschen, ist ihren Radweg als eingetragene Marke „Johann Sebastian Bach Radweg“ ausgewiesen und einheitlich beschildert zu sehen, wie es bei dem berühmten Mozart-Radweg und bei vielen Pilgerwegen der Fall ist. Doch was so einfach klingt, zeigt sich in der Tat als sehr langwierig: Drei Bundesländer, jedes mit eigenen Tourismus-Verbänden müssen dafür eine Kooperation eingehen. Bis es soweit ist, veranstalten die beiden ihre Touren weiter wie gehabt. Für 2019 sind für Juni und Juli bereits drei Touren organisiert.
Aufmacherbild: MichaelGaida/gemeinfrei