In unserer sechsteiligen Serie rund um das Thema Stimme, ermöglicht von unserem Partner GeloRevoice, beschäftigen wir uns im fünften Teil mit dem Agenten.

Sofia Surgutschowa, die seit fünf Jahren für die Agentur IMG Artists in den Filialen Berlin und Paris mehrere Sänger betreut, hat uns Einblicke in ihren Arbeitsalltag gewährt. Sie agiert zwar konsequent hinter den Kulissen, ist aber immens wichtig für Sänger und deren künstlerische Arbeit.

Viele Wege führen zum Agentenberuf

Was ein Agent macht und wie man überhaupt zu diesem Beruf kommt, ist ein weites Feld, denn in diesem Fall führen viele Wege dorthin. Sofia Surgutschowa etwa hat nach ihrem geisteswissenschaftlichen Studium in Frankreich und den Niederlanden zunächst ein Praktikum bei einer Künstleragentur gemacht, bevor sie als Assistentin arbeitete und letztlich selbst Agentin wurde. „Das ist jetzt aber mein ganz eigener Werdegang“, betont Sofia Surgutschowa. „Die Wege sind individuell. Es gibt zum Beispiel auch viele Musiker, die irgendwann Manager werden. Außerdem kann man inzwischen ja auch explizit Künstlermanagement studieren.“

Ohne Empathie geht es nicht

Ebenso vielfältig wie der Berufsweg ist dann auch der Arbeitsalltag von Agenten, der hauptsächlich davon geprägt wird, was die Künstler machen. Sofia Surgutschowas Arbeitstag etwa beginnt meistens frühmorgens im Büro: Anrufbeantworter abhören, Mails checken, Rückrufe, Organisation. Das hört sich erst einmal nach einem ganz normalen Bürojob an.

Sofia Surgutschowa
Sofia Surgutschowa © privat

Nur dass hier der Faktor Mensch besonders wichtig ist, wie sie selbst heraushebt: „Als Agentin habe ich es mit Menschen zu tun – nicht mit einer Ware.“ Wobei damit nicht nur die Künstler selbst gemeint sind. Denn mittags ist die Agentin meist mit Veranstaltern, anderen Managern oder auch Intendanten verabredet. Abends trifft man sie oft bei Konzerten oder in der Oper. Danach geht’s auf die Empfänge, wo sie nicht nur mit Künstlern, sondern auch mit Entscheidern spricht. Netzwerkpflege pur, die ein hohes Maß an gut ausgebildeten empathischen Fähigkeiten voraussetzt.

Vertrauen ist das A und O beim Agenten

Für Sofia Surgutschowa, die mehrere Sprachen fließend spricht, ist das kein Problem. Das wissen auch die von ihr betreuten Sänger zu schätzen, etwa der Tenor Alvaro Zambrano, der seit kurzem bei der Agentin unter Vertrag ist: „Sie ist sehr empathisch und freundlich. Ich weiß, dass ich ihr vertrauen kann. Gerade bei uns Sängern ist Vertrauen zum Agenten das A und O. Ich weiß aber auch immer ihr Feedback sehr zu schätzen, denn so kann ich mich kontinuierlich weiterentwickeln.“

Alvaro Zambrano
Alvaro Zambrano © Cristobal Rey

Der Sänger, das Indiviuum

Für den Tenor, der nicht nur als Solokünstler, sondern auch zusammen mit seiner Gruppe Los Pitutos von Sofia Surgutschowa vertreten wird, ist seine Agentin ein echter Glückgriff: „Sie versucht mich nicht zu normen, sondern fördert mich individuell. Außerdem ist sie ehrlich und direkt. Wenn mal etwas passieren sollte, dann weiß ich, dass ich mich auf sie verlassen kann.“ Die Arbeit der Agentin geht über die reine Vermittlung von Auftritten also weit hinaus.

Los Pitutos
Los Pitutos © Cristobal Rey

Auch der moralische Support ist sehr wichtig: „Wenn einer meiner Künstler irgendwo eine Premiere oder einen anderen wichtigen Auftritt hat, bin ich eigentlich immer mit dabei, um ihn oder sie zu unterstützen“, verrät Sofia Surgutschowa. „Ich wäre natürlich immer gerne bei jedem Auftritt dabei, aber das ist zeitlich leider nicht möglich.“ Umso wichtiger ist es für sie, dass sie nicht zu viele Sänger eigenständig betreut, denn schließlich möchte sie jedem einzelnen gerecht werden.

Nachhaltige Zusammenarbeit

Sofia Surgutschowa kümmert sich darüber hinaus auch noch sehr engagiert um die Karrieren ihrer Sänger. Langfristigkeit ist ihr da sehr wichtig: „Wenn man eine Karriere klug plant, dann kann zum Beispiel eine Sopranistin ohne Probleme bis in ihre 60er hinein auf der Bühne stehen und singen.“ Ihr ist es ein großes Anliegen, dass Sänger nicht verheizt werden. Von der schnellen Karriere hält sie ebenso wenig wie vom schnellen Geld.

Wobei es wohl auch Agenten gibt, die das anders sehen: „Wenn es nur darum geht, Geld zu machen, dann ist das an der Oper natürlich möglich, aber es sollte kein Idealziel sein. Wem es nur ums Geld und nicht um den Menschen geht, der sollte lieber Autos verkaufen.“

 

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