Von der ersten Stunde an wirkt die Sparkassen-Finanzgruppe als Förderer an der finanziellen Grundsicherung des Wettbewerbs mit, seit 1991 als Hauptsponsor. „Diese Verbindung wird mittlerweile als selbstverständlich wahrgenommen“, sagt Kramer und benennt drei Gründe für das konsequente Engagement: Wertevermittlung, Breitenförderung und die dreistufige Struktur sowohl von Jugend musiziert als auch den Sparkassen. Musizieren stärke das Selbstbewusstsein, helfe, die eigene Persönlichkeit zu entfalten und leiste überdies einen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. „Das wollen wir ausdrücklich unterstützen.“ Auch der niederschwellige Einstieg von Jugend musiziert korrespondiere mit der eigenen Förderphilosophie: „Mit Fleiß und Ehrgeiz kann jeder, der etwas Erfahrung an seinem Instrument hat, die Teilnahme am Regionalwettbewerb schaffen.“ Oft gebe diese sogar den Anstoß, um musikalisch begabte Kinder und Jugendliche gezielt zu fördern und, im Idealfall, fit zu machen für eine spätere Teilnahme am Bundesentscheid, der ein nahezu konzertreifes Niveau erreicht habe.
Auftrittsmöglichkeiten für Nachwuchsmusiker
Von der Breite an die Spitze beschreibt nicht nur metaphorisch die nach und nach steigende Qualität im Fortgang des Wettbewerbs, sondern auch ganz praktisch dessen Aufbau und denjenigen seiner Förderer. Etwa drei Viertel der knapp 150 regionalen Entscheide werden durch Sparkassen vor Ort unterstützt, ebenso groß ist der Anteil der übergeordneten Sparkassen- und Giroverbände an der Förderung der sechzehn Landesentscheide. Den Löwenanteil des Sponsorings machen die finanziellen Zuschüsse für die Ausrichtung der einzelnen Wettbewerbe aus, zugleich schaltet man Anzeigen, stellt bei Bedarf Räume zur Verfügung und engagiert die Nachwuchsmusiker für eigene Veranstaltungen. „Dies nutzt den Sparkassen, schafft aber ebenfalls wichtige Auftrittsmöglichkeiten“, sagt Kramer.
Darüber hinaus loben einzelne Sparkassen individuell Stipendien, Geld- und Sachpreise für erfolgreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus, zum Beispiel für das Erreichen einer Top-Platzierung innerhalb einer bestimmten Ensemble-Kategorie. Bei fortgeschrittenen Talenten könne man in Kooperation mit Musikschulen und eigenen Stiftungen auch beim Erwerb eines Instruments helfen, so Kramer.
Nachdem der Bundeswettbewerb 2021 größtenteils digital stattgefunden hatte, reisten im Juni dieses Jahres circa 2.300 Musikerinnen und Musiker zu den öffentlichen Wertungsspielen nach Oldenburg. Und obgleich es auf diesem Niveau außer der Freude am gemeinsamen Musizieren auch um das Abrufen von Leistung geht, hat sich der Bundesentscheid seinen Festival- und Begegnungscharakter bewahrt, etwa mit Konzerten und Workshops für die Jugendlichen, mitfinanziert vom DSGV. Seit 1994 verleiht der Dachverband zudem jährlich den mit 5.000 Euro dotierten Sonderpreis an ein herausragendes Familienensemble.
Rüstzeug für spätere Karriere
„Förderung bedeutet für uns mehr als Platzieren unseres Logos. Wir wollen junge Talente auch über den Wettbewerb hinaus bei ihren ersten Schritten als Berufsmusiker helfen“, fasst Kramer zusammen. So ist 2009 in Kooperation mit dem Schleswig-Holstein Musik Festival die Konzertreihe „Meisterschüler – Meister“ entstanden, bei der international etablierte Künstler wie Oboist Albrecht Mayer, Geigerin Janine Jansen oder Mandolinist Avi Avital mit Bundespreisträgern von Jugend musiziert gemeinsam auf die Bühne treten. Eine Erfolgsgeschichte mit Strahlwirkung, denn auch das Mozartfest Würzburg und das Rheingau Musikfestival haben das Format übernommen.
Gleichwohl genügen musikalisches Talent und künstlerische Klasse nur in Ausnahmefällen, um bis an die Spitze des Musikbetriebs vorzudringen. Auf Schloss Neuhardenberg, dem „Kulturort der Sparkasse“, lädt man daher jedes Jahr zu Akademien mit Jan Vogler und Daniel Hope ein: Außer einer klassischen Meisterklasse mit Abschlusskonzert stehen Workshops zu Themen wie Bühnenpräsentation, Programmgestaltung und wie man sich als Nachwuchsstar vermarktet auf dem Programm.
Knapp 107 Millionen Euro hat die Sparkassen-Finanzgruppe 2021 in Kunst und Kultur investiert, lediglich auf soziale Projekte entfiel noch mehr Förderung. Angesichts schwindender Besucherzahlen in Konzertsälen und einer durch Inflation und Krieg in Europa für viele „wirtschaftlich herausfordernden Situation“, in der sechzig Prozent der Sparkassen-Kunden und Kundinnen kein Geld zum Sparen übrighätten, seien Nachwuchswettbewerbe wichtiger denn je für die Gesellschaft: „Jugend musiziert steht, Fleiß und Ehrgeiz vorausgesetzt, allen offen, nicht nur Musikern mit Fliege aus privilegiertem Haushalt“, sagt Kramer. Somit trage Jugend musiziert langfristig zum Erhalt der Kulturinstitutionen auf breiter Basis bei.
Noch bis 15. November können sich Kinder und Jugend zur Teilnahme am 60. Wettbewerb anmelden. Das bundesweite Finale findet Ende Mai 2023 in Zwickau statt.
Aufmacherbild: © Sabine Siemon/Deutscher Musikrat/Jugend musiziert