Ob in Kirchen, auf Weihnachtsmärkten, im Konzertsaal oder aber im Radio, Fernsehen und im Internet – momentan hört man sie überall: Weihnachtslieder. Egal ob nun christlich, traditionell oder kommerziell, man kommt an ihnen gerade nicht vorbei. Schließlich gehören sie zur Adventszeit wie Christstollen und Vanillekipferl.

Gerade deutsche Weihnachtslieder haben eine lange Tradition, die sich aus der christlichen Liturgie ergibt. Sie sind ebenso schön wie besinnlich und – zumindest wenn es um die Entstehungsgeschichte geht – konventionell. Schaut man sich aber die kommerziellen Weihnachtslieder an, findet man rasch eine ganze Reihe von kuriosen Fakten. Einige davon hat unsere Redaktion einmal zusammengetragen.

Weihnachtslieder unter der Lupe

Wussten Sie zum Beispiel, dass „Jingle Bells“ ursprünglich für das amerikanische Thanksgiving geschrieben wurde? So verwunderlich ist das eigentlich gar nicht, denn in vielen Gebieten der Vereinigten Staaten liegt bereits zu Thanksgiving Schnee – womit sich der Text des Liedes mehr als erfüllt. Noch ein witziges Detail: „Jingle Bells“ war der erste Song, der jemals im Weltall gespielt wurde.

Michael Bublé swingt sich durch „Jingle Bells“:

Kommen wir zu „White Christmas“ von Irving Berlin. Hier gibt es nämlich gleich eine ganze Häufung von interessanten Details. Ursprünglich komponierte Berlin den Song für ein Musical, das aber nie produziert wurde. Erst 1942 wurde das Lied für einen Film mit Bing Crosby und Fred Astaire verwendet – und trat von dort aus seinen Siegeszug um die Welt an.

Bis heute ist „White Christmas“ in der Version von Bing Crosby die meistverkaufte Single der Welt: Sie ging etwa 50 Millionen Mal über den Ladentisch. In den Vereinigten Staaten hat sich im Laufe der Jahrzehnte sogar ein regelrechter Hype um diese Single entwickelt, denn dort wird sie seit 1942 Jahr für Jahr in der Adventszeit neu auf den Markt gebracht. Elvis Presley hat „White Christmas“ übrigens auch mal eingesungen. Irving Berlin verabscheute dessen Interpretation so sehr, dass er alle Radiosender davon abbringen wollte, diese zu spielen. Gelungen ist es ihm nicht.

Bing Crosbys Version von „White Christmas“:

Und hier die Version von Elvis Presley:

Das meistgespielte Weihnachtslied ist „Last Christmas“ von Wham!. Bei diesem Song spalten sich die Gemüter – die einen finden ihn ganz wunderbar, für die anderen ist er eine Art musikalische Vorhölle. Viele Radiosender kokettieren inzwischen sogar damit, wenn sie das Lied das erste Mal in der Vorweihnachtszeit spielen. Und obwohl sich immer wieder sehr viele Hörer beschweren, ändert dies nichts an der Tatsache, dass „Last Christmas“ auch heute noch im Radio rauf und runter gespielt wird. Auch wir können Sie an dieser Stelle nicht verschonen.

„Last Christmas“ von Wham!:

Kommen wir aber endlich nach Deutschland, denn auch hierzulande gibt es ein denkwürdiges Kuriosum: das längste Weihnachtslied der Welt. Im Jahr 1799 soll die damals 15-jährige Johanne Amalie von Elterlein im Erzgebirge die Urfassung vom „Heiligobndlied“ komponiert haben. Damals hatte es 13 Strophen, in denen die Weihnachtstraditionen aus dem Erzgebirge die Hauptrolle spielten. Im Laufe der Jahre ist das Lied allerdings auf 156 Strophen angeschwollen – die Aufführungsdauer beträgt inzwischen über eine Stunde. Womit das Lied ein heißer Favorit als Kinderschreck ist, wenn es vor der Bescherung heißt „Erst singen wir noch ein Lied, dann gibt es die Geschenke“.

Das „Heiligobndlied“ in der Langversion:

Wenn es ein längstes Weihnachtslied gibt, dann muss natürlich auch ein kürzestes Weihnachtslied existieren – und bei dem ist der Name Programm: „The World’s Shortest Christmas Song“ von Acapella Yuletide Uproar. Das Lied ist gerade mal sechs Sekunden lang, wobei der eigentliche musikalische Teil gerade einmal zwei Sekunden dauert, denn da wird der Text „Christmas Song“ von einem vierstimmigen Chor gesungen.

„The World’s Shortest Christmas Song“:

Das einfachste Weihnachtslied der Welt wurde von José Feliciano in gerade einmal fünf Minuten komponiert. Trotzdem wird es inzwischen in der Adventszeit überall gespielt. Die Rede ist von „Feliz Navidad“. Das Lied besteht aus drei Akkorden und einem denkbar einfachen Text: 21 mal „Feliz Navidad“ und 16 mal „I wanna wish you a Merry Christmas“ – plus zwei weiterer kurzer Zeilen. So einfach kann es sein, einen Welthit zu schreiben.

José Feliciano singt sein „Feliz Navidad“:

In unserer Sammlung darf das weltweit bekannteste Weihnachtslied natürlich auch nicht fehlen – und mit ihm wird es in diesem Text dann auch endlich besinnlich. Denn die Rede ist von „Stille Nacht, heilige Nacht“. Die Komposition von Franz Xaver Gruber und dem Pfarrer Joseph Mohr ist übrigens das einzige Weihnachtslied, das eine offizielle Uraufführung hatte, nämlich an Heiligabend 1818.

1833 erschien der Erstdruck des Liedes unter dem Titel „Vier ächte Tiroler Lieder“, der dafür sorgte, dass sich „Stille Nacht, heilige Nacht“ sehr schnell, sehr weit verbreitete. Heute wird das berühmteste Weihnachtslied in über 300 Sprachen gesungen. Und auch hier gibt es ein Kuriosum: 1943 stellte die Schriftstellerin Hertha Pauli fest, dass viele US-Amerikaner dachten, „Silent Night, Holy Night“ sei ein amerikanisches Volkslied. Das veranlasste sie dazu, das Buch „Silent Night. The Story of a Song“ zu schreiben.

Die Thomaner singen „Stille Nacht, heilige Nacht“:

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine besinnliche Adventszeit mit vielen Weihnachtsliedern.

 

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