In unserer sechsteiligen Serie rund um das Thema Stimme, ermöglicht von unserem Partner GeloRevoice, beschäftigen wir uns im dritten Teil mit Stimmgesundheit bei Opernsängern. Dafür hat uns der HNO-Arzt Dr. Robin Banerjee aus Unna Einblicke in seinen Arbeitsalltag gewährt.

Opernsänger gehören zu seinem täglichen Brot als HNO-Arzt. Schließlich betreut Dr. Robin Banerjee die Opera Academy, die einmal im Jahr für zwei Wochen in Schwerte stattfindet, seit deren Gründung 2012. Hier treffen sich angehende Profisänger, um unter fachkundiger Anleitung mehr über ihre Stimme und den Umgang mit ihr zu lernen.

Dr. Robin Banerjee
Dr. Robin Banerjee © privat

Auch Dr. Banerjee hält dort regelmäßig Vorträge über Anatomie, Physiologie und Krankheiten, um die Teilnehmer zu schulen und auf ihren Arbeitsalltag vorzubereiten. Am Anfang gilt es erst einmal, den Wissensstand zu erforschen, wie Dr. Banerjee bestätigt: „Die Teilnehmer kommen aus aller Herren Länder nach Schwerte. Viele wissen schon Bescheid, wie sie mit ihrer Stimme umzugehen haben. Aber es gibt auch einige, die keine Vorstellung von Anatomie und den Basics haben. Da gibt es wirklich eine ganz große Streubreite. Aber was man schon sagen kann: Diejenigen, die Bescheid wissen, sind schon hervorragend informiert.“

Von Infekten und falschen Stimmlagen

Dr. Banerjee hält bei der International Opera Academy aber nicht nur Vorträge, sondern kümmert sich auch ganz konkret um Sänger mit Stimmproblemen. Meistens sind das akute Infekte: „Das kommt zum Glück nicht allzu häufig vor, das wäre dann ja auch sehr schade für die Teilnehmer. Aber ein bis zwei sind eigentlich immer dabei.“ Einmal hatte eine Sängerin ein gravierenderes Problem, das dann auch weiter abgeklärt werden musste. Schnell kam Dr. Banerjee da zu der Frage, ob die Stimmlage überhaupt zum Körper passe: „Das ordnen die Coaches, die vor Ort sind, meistens immer schon richtig ein. Ich hatte bis jetzt nur diese eine Teilnehmerin, bei der ich gesagt habe, dass man da etwas machen muss. Das wurde dann auch korrigiert.“

Ob jemand in einer für ihn unpassenden Stimmlage singt, kann man übrigens nur bedingt anatomisch ablesen. Kräftige Rötungen an den Stimmbändern sind zwar ein Indiz, aber Dr. Banerjee wirft ein, dass das für ihn immer nur eine Momentaufnahme sei und noch andere Faktoren dazukommen würden. Reinschauen alleine genügt ihm nicht: „Da gibt’s noch andere Untersuchungstechniken, wie etwa die Stimmfeldmessung und, und, und. Das macht mehr Sinn.“

Akute Sängerleiden

Neben der International Opera Academy betreut Dr. Banerjee natürlich auch viele Opernsänger in seiner eigenen Praxis. Dass Profisänger häufiger zum HNO-Arzt gehen würden als andere Menschen, kann er nicht bestätigen, aber „wenn sie kommen, dann gibt es auch ein Problem“, denn Profis würden sehr gut in sich hineinhorchen und ein sehr gutes Gefühl für ihren Körper haben. „Sie wissen halt auch sehr genau, dass sie von ihrer Stimme abhängig sind und kommen so auch zeitig genug. Da gibt es eine sehr große Sensibilisierung.“

Auch in seiner Praxis hat es Dr. Banerjee am häufigsten mit akuten Leiden zu tun. Zum Beispiel, dass im Rahmen eines Infekts eine Kehlkopfentzündung auftritt, die dann zu einer Heiserkeit führt. Zuerst ordnet er dann immer eine Stimmschonung an – vor allem, wenn bereits eine Schwellung im Stimmbandbereich vorliegt. „Wenn dann noch weiter gesungen, gesprochen oder geflüstert wird, presst man sich mit hohem Druck noch mehr Flüssigkeit in die Stimmbandebene, wodurch sich das Krankheitsbild dauerhaft verschlechtern kann. Deswegen ist es ganz wichtig, dass man die Stimmschonung einhält und auch genügend Flüssigkeit aufnimmt. Was auch ganz gut hilft, sind Lutschtabletten. GeloRevoice zum Beispiel sind sehr gut, denn die bilden einen Schutzfilm, der die Schleimhaut nachhaltig befeuchtet. Die können in Akutfällen alle zwei bis drei Stunden – bis zu sechs Mal am Tag – eingenommen werden.“

Heiserkeit: Ohne Schonung geht es nicht

Halsschmerzen
Halsschmerzen © shutterstock

Obwohl Stimmschonung das einzig Wirksame bei akuten Infekten ist, gibt es trotzdem immer mal wieder Sänger, die dennoch auftreten möchten. „Das ist ganz schwierig“, sagt Dr. Banerjee. „Man kann dann versuchen, über Kortisonpräparate etwas zu machen. Das kann funktionieren. Das kann aber auch in die andere Richtung losgehen, nämlich dass die Stimme dann so leidet, dass man ganz stimmlos wird. Im Zweifel ist es immer besser, eine Pause zu machen. Genau für solche Sachen gibt es ja meistens eine Doppelbesetzung bei Aufführungen.“ Dr. Banerjee kennt aber auch Sänger, die dann trotzdem singen und statt hundert eben nur siebzig Prozent auf der Bühne geben. „Wenn die Stimme wirklich geschult ist, dann kann das funktionieren. Aber aus ärztlicher Sicht rate ich davon ab.“

Nicht ohne Grund, denn die Konsequenzen können für einen Sänger enorm sein, zumal sich der Genesungsprozess dann empfindlich verlängert. Aus einer können ein paar Wochen, wenn nicht sogar Monate werden. Im schlimmsten Fall kann es auch zu einem Stimmbandödem kommen. Wenn man andererseits aber ständig in Schonhaltung singt, kann sich daraus schnell eine falsche Technik und damit dann auch eine funktionelle Dysphonie entwickeln.

Mythos Stimmknötchen

Neben akuten Infekten sieht Dr. Banerjee übrigens nicht die berühmt-berüchtigten Stimmknötchen am häufigsten in seiner Praxis. Die sind tatsächlich ein kleiner Mythos. Zunächst sind die meisten Knötchen sogenannte Schreiknötchen, die man durch eine Fehlbelastung bekommt. Gesangstraining, das die Technik verbessert, kann da schnell Abhilfe schaffen. Anders sieht es bei Stimmbandpolypen aus. Die sind durch Technik nicht zu beseitigen, sondern müssen operativ abgetragen werden, weil sie sich zum Teil sogar vergrößern können. Solche Fälle kommen in Dr. Banerjees Praxisalltag nicht allzu häufig vor.

Untersuchung beim HNO-Arzt © shutterstock
Untersuchung beim HNO-Arzt © shutterstock

Heimliche Gefahr: Sodbrennen

Ganz anders verhält es sich da mit einem Problem, das einen Großteil der Bevölkerung betrifft, aber trotzdem kaum beachtet wird: Sodbrennen. Das hört sich harmlos an, aber gerade für Opernsänger kann der Rückfluss von Magensäure (Reflux) extrem schädlich für die Stimmbänder sein. „Ich kenne tatsächlich einige Opernsänger und Opernsängerinnen, die damit ein Problem haben“, bestätigt Dr. Banerjee. „Wenn man das nicht gezielt anspricht beziehungsweise untersucht, dann wird das oft gar nicht erst angegangen. Dabei ist die erste Untersuchung tatsächlich schnell gemacht: „Wir sehen manchmal schon bei einer Kehlkopfspiegelung Anzeichen für so einen Reflux.“ Ist erst einmal ein Verdacht da, wird eine Magenspiegelung durchgeführt, um zu schauen, ob es mit dem Magenschließmuskel ein Problem gibt.

Auch eine sogenannte 24-Stunden-pH-Metrie ist bei Sodbrennen nützlich, um den Säurewert zu messen. Oft helfen Säureblocker schon recht gut. In manchen Fällen muss dann aber doch operiert werden. „Aber da sind dann andere Profis gefragt, die sagen, ob das Sinn macht oder nicht“, sagt Dr. Banerjee. Einen einfachen Ratschlag gegen Sodbrennen – vor allem nächtlichen Reflux, der für die Stimmbänder besonders schädlich ist – hat er dann aber auch sofort zur Hand: „Vor dem Schlafengehen sollte man keine großen Portionen essen. Höchstens eine Kleinigkeit. Und wenn man Probleme mit Sodbrennen hat, kann man eventuell auch mit etwas erhobenem Oberkörper schlafen.“

Schnell und kompetent: Dr. Banerjee

Ob nun akuter Infekt, Stimmbandpolyp oder Sodbrennen – in den meisten Fällen kann Dr. Banerjee schnell helfen. Und auch wenn es einmal komplizierter wird, ist er immer zur Stelle. Wie zum Beispiel in dem einen Fall, als ein Sänger eine Viruswarze an einem Stimmband hatte, die abgetragen werden musste – und sich die Stimme hinterher trotzdem nicht besserte. Da der Patient im Ausland lebte, zog sich die Behandlung dementsprechend in die Länge, aber letztlich fand Dr. Banerjee heraus, dass nicht die Viruswarze die Problemursache war, sondern die falsch gewählte Stimmlage des Sängers.

Reflexspiegel eines HNO-Arztes
Reflexspiegel eines HNO-Arztes © shutterstock

Kompetente ärztliche Hilfe findet man bei ihm also allemal. Wichtig ist es eben nur, dass man auch zu ihm hingeht, wenn man Probleme hat. „Als HNO-Arzt sagt man: Jede Heiserkeit, die länger als drei Wochen dauert, sollte man abklären lassen.“ Egal, ob nun Laien- oder Profisänger: Hören Sie auf Ihren Körper und holen Sie sich rechtzeitig Hilfe. Wie zum Beispiel von Dr. Robin Banerjee, dem Arzt, dem die Opernsänger vertrauen.

 

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