Gegründet von Wolfgang Schneiderhan und Rudolf Baumgartner im Jahr 1956 als Streicherensemble mit Cembalobegleitung, steht die weltweite Tourneeaktivität der Festival Strings Lucerne bereits seit den Gründungstagen des Ensembles im Fokus. Bereits nach einem Jahr ihres Bestehens debütieren sie bei den Salzburger Festspielen, wiederum zwei Jahre später sind sie erstmals in New York, 1971 in Tokio, wenig später in Sydney und Hong Kong zu erleben. Innerhalb Europas gastierten die Festival Strings Lucerne schnell an den großen Häusern, darunter dem Wiener Musikverein, der Berliner Philharmonie, der Hamburger Elbphilharmonie und dem Concertgebouw Amsterdam. In Luzern wiederum ist das Ensemble mit einer eigenen Konzertreihe im KKL Luzern und als alljährlicher Gast des Lucerne Festivals zu erleben.
„Für eine mittelgroße Stadt wie Luzern ist das Angebot an klassischer Musik durchaus herausfordernd“, erläutert Hans-Christoph Mauruschat, Orchesterdirektor der Festival Strings Lucerne, und sieht das Ensemble inmitten von Mitbewerbern gleichwohl bestens aufgestellt. „Auf der einen Seite gibt es das ortsansässige Luzerner Sinfonieorchester mit festangestellten Musikern und das temporäre Lucerne Festival Orchestra, die beide ihren Fokus auf das große sinfonische Repertoire richten. Wir sehen uns hier als personell kleinere, aber sehr exquisite Ergänzung, die sich nicht nur den Werken der Streichorchester- und Kammerorchesterrepertoires verpflichtet fühlt, sondern mit ihrer Spielweise und ihrem transparenten Klangbild ein ganz eigenes Profil entwickelt hat. Wie erfolgreich diese Strategie ist, zeigen uns die vielen Einladungen aus dem Ausland und auch die prominenten Solisten, die so gerne mit den Festivals Strings Lucerne zusammenarbeiten.“
Tradition und Weitblick
Für die künstlerische Leitung der Festival Strings Lucerne zeichnet seit 2012 der Violinist Daniel Dodds verantwortlich, der das Profil des Klangkörpers seitdem mit größeren Besetzungen und sinfonischem Repertoire erfolgreich erweitert. „Zur DNA der Festival Strings Lucerne gehörte es, ohne Dirigenten zu spielen. Zu diesem Modell sind wir 2012 mit der Staffelübergabe der künstlerischen Leitung an Daniel Dodds wieder zurückgekehrt. Es erfordert ein ganz anderes Zuhören und Miteinander-Musizieren, wenn man so will, eine demokratische Spielweise, die dem Einzelnen mehr Autonomie und Verantwortung gibt als die traditionelle, mit der Leitfigur eines Dirigenten vor dem Orchester“, erklärt es Hans-Christoph Mauruschat.
Der Klangkörper ist heute mit Werken vom Barock bis in die Gegenwart zu erleben, zudem gehören Neubearbeitungen sowie Uraufführungen zum Profil des Ensembles, das das Streicherrepertoire so bereits um mehr als einhundert Werke erweitert hat. „Seit dem Amtsantritt von Daniel Dodds spielen wir sogar mittelgroße Sinfonien der Romantik und klassischen Moderne ohne Dirigenten. Wir sehen nicht nur bei Konzerten vor heimischem Publikum, sondern gerade auch auf Tourneen, wie verblüfft unsere Zuhörer und Zuhörerinnen immer wieder von der Transparenz und dem gemeinsamen Atmen sind“, benennt Mauruschat das Erfolgsrezept des Klangkörpers.
Dodds selbst, der vor seiner Tätigkeit als künstlerischer Leiter bereits seit dem Jahr 2000 als erster Konzertmeister der Festival Strings Lucerne tätig war, erhielt seine Ausbildung indes von Gunars Larsens, seinem Vorgänger als Konzertmeister und führt somit langjährige Traditionen fort. „Der Tradition des warmen Wiener Streicherklangs des Gründers Wolfgang Schneiderhan fühlen sich die Streichermitglieder bis heute stark verbunden. Trotz aller Internationalität der Orchestermitglieder bleiben wir vom Klang her ein wenig ‚Wiener‘ am schönen Vierwaldstättersee. Dies hat sich trotz der Erweiterung unseres Repertoires und mit festen, assoziierten Mitgliedern bei den Bläsern und im Schlagwerk nicht verändert“, betont Mauruschat.
Tradition hat bei den Festival Strings Lucerne zudem die Förderung des musikalischen Nachwuchses. „Wir haben sehr früh verstanden, dass wir unsere Fähigkeiten ganz praktisch an die nächste Generation weitergeben müssen“, betont es Mauruschat. „Dazu bieten wir in einer jährlichen ‚Talentwoche‘ mit zahlreichen Satelliten-Aktivitäten wie Auslandskonzerten oder Auftritten im KKL Luzern jungen Schülern zwischen 10 und 18 Jahren regelmäßig die Möglichkeit, gemeinsam mit den Profis aufzutreten und erste Erfahrungen vor großem Publikum zu sammeln.“
Charakteristisch für die Festival Strings Lucerne ist zudem die stete Zusammenarbeit mit anderen herausragenden Künstlerinnen und Künstlern. So verbindet den Klangkörper unter anderem eine enge und langjährige Partnerschaft mit dem Pianisten Rudolf Buchbinder sowie mit der Violinistin Midori.
Entdeckungsreise auf Tournee
Auch in dieser Konzertsaison stehen wieder herausragende Kooperationen auf dem Programm. So touren die Festival Strings Lucerne unter anderem im Januar 2024 gemeinsam mit der international gefeierten Cellistin Raphaela Gromes durch die Schweiz und Deutschland. Gromes, deren Alben allesamt in den Top 10 der deutschen Klassik Charts vertreten waren und mit bedeutenden Preisen wie dem Opus Klassik und dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet wurden, zählt zu den international gefragtesten Cellistinnen unserer Zeit. Als anerkannte Solistin und Kammermusikerin richtet sie seit Jahren einen Schwerpunkt ihrer Arbeit auf die Musik unbekannter Komponistinnen, steht dazu unter anderem mit dem Archiv „Frau und Musik“ in Frankfurt in enger Zusammenarbeit. Auf dem Programm der Konzertreise, die die Festival Strings Lucerne gemeinsam mit Gromes von Zug in der Schweiz über Friedrichshafen (24.1), Worms (25.1.), Greven (26.1.), Bielefeld (27.1.), Essen (28.1.), Aschaffenburg (30.1.) bis Lörrach (31.1.) und zum Abschluss nach Olten im Kanton Solothurn (1.2.) führt, stehen Werke aus dem gemeinsamen, vor knapp einem Jahr veröffentlichten Album „Femmes“, das zu den erfolgreichsten Klassikalben des letzten Jahres gehört. Im Fokus stehen dabei auch hier herausragende Frauenfiguren der Musikgeschichte wie Pauline Viardot-García mit „Romance, Bohémienne und Tarantelle“ aus den „Six Morceaux“ (1867), des Weiteren dürfen sich die Zuschauerinnen und Zuschauer auf Schumanns Cellokonzert oder Tschaikowskys „Rokoko Variationen“ freuen.
Aufmacherbild © Fabrice Umiglia