Wie für viele Komponisten früherer Zeiten gehört auch für den heutigen Klassikliebhaber ein gutes Glas Wein zur Genusskultur, ob gemütlich daheim beim Musikhören auf dem Sofa oder in der Pause eines Konzert- oder Opernbesuchs. Wobei der Geschmack sich durchaus mit den Jahreszeiten ändert, wie Autor und Weinexperte Achim Glaubitz vom Hanseatischen Wein und Sekt Kontor Hawesko zu berichten weiß: „Im Sommer leichte, frische Weine, Weißweine, auch immer mehr Rosés. Im Winter werden die Weine samtiger, üppiger und würziger.“ Wobei bei vielen klassischen Konzert- und Opernveranstaltungen durchaus sehr gründlich auf die Auswahl der angebotenen Weine geachtet wird. „Im Ausschank auf Veranstaltungen finden sich Weine, die nicht viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sondern einen subtilen Eindruck von Wohlbefinden und hoher Qualität hinterlassen“, berichtet Glaubitz. „Burgundersorten aus Deutschland eignen sich bestens. Beliebt sind fruchtige Weine mit anregendem Geschmack. Meist haben sie ein mittleres Volumen, denn es gibt ja höchstens Kanapees dazu. Gern getrunken wird auch Champagner, Crémant oder Sekt“.
Anders in jeder Situation
Dass derselbe Wein in unterschiedlichen Situationen ganz verschiedene geschmackliche Eindrücke hinterlassen kann, ist kein Geheimnis: „Denken Sie an den ,Urlaubswein‘: Im Restaurant auf Naxos war er super, heimgekehrt fragen Sie sich, wie sie diesen banalen Wein vierzehn Tage lang mit Genuss getrunken haben.“ Somit spielt nicht nur die Umgebung eine wichtige Rolle, sondern auch die Temperatur, das Licht, das Glas und die Menschen drum herum, wie der Hawesko-Weinexperte verrät. Wichtig in seinen Augen ist auch die Intention hinter dem Weingenuss: „Wie bewusst und konzentriert nehmen Sie den Wein wahr, was wissen Sie über ihn, zum Beispiel über sein Renommee oder seine Herkunft?“
Klassische Musik und Wein: die perfekte Kombination?
Dass die Musik dabei einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den Weingeschmack nimmt, kann bei professionellen Verköstigungen gar hinderlich sein. „Wenn man ernsthaft verkostet, lenkt Musik zu sehr ab. Denn man möchte einen Wein möglichst nachvollziehbar einschätzen. Da wäre eine von schöner Musik befeuerte Stimmung ebenso irreführend wie eine durch seichte Musik verhagelte Laune“, verrät Glaubitz, der jedoch beim Wein- und Musikgenuss auch von synästhetischen Verstärkern berichtet: „Zu einem schweren Châteauneuf-du-Pape passt Schuberts vierte Sinfonie, zum „Rheingold“ eine Riesling-Spätlese, zu Mozart ein zart-beschwingter Weißburgunder Kabinett oder ein Marzemino, zu Dvořáks Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ Zinfandel und zu vielerlei Bach-Kompositionen ein komplexer, feiner Pinot Noir. Aber diese Paarungen beruhen nicht auf den Eigenschaften der Weine und Musiken: Sie entstammen den Assoziationen der Weingenießer.“
Für einen gemütlichen Winterabend auf dem Sofa hat der Hawesko-Experte auch noch einen ganz persönlichen Tipp: „Winter klingt nach Rotwein. Doch es kommt auch auf den Anlass und die Musik an. Probieren Sie Beethovens Streichquartette mit einem reifen Cabernet Sauvignon.“ Diesem Tipp hätte der große Komponist sicher nichts entgegenzusetzten.
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