Die diesjährigen Preisträger decken eine große Bandbreite an Kunstformen und Schwerpunkten des sozialen Engagements ab und widmen sich gesellschaftlich hochrelevanten Themen wie Toleranz und Offenheit, Inklusion, soziale Teilhabe und Migration auf dem Land und in der Stadt. So wurde etwa Baynatna, die erste arabischsprachigen Bibliothek in Berlin, zusammen mit dem digitalen Kunst- und Kulturmagazin FANN dafür ausgezeichnet, dass sie mit „Baynatna & FANN“ Räume der Begegnung, der Kommunikation und der Inspiration für Künstler, Kulturschaffende und Wissenschaftler schaffen. Der ebenfalls ausgezeichnete Verein „Soura Film Festival e.V.“ wiederum rückt queere Filme aus dem Nahen Osten und Nordafrika in den Fokus und bietet Filmemacherinnen und Filmemachern, die Verfolgung oder Zensur erleben, eine Plattform, auf der sie ihre Geschichten erzählen können. Aber auch „Himmel über Adelsheim // eine Knastoper“ erhielt den Förderpreis. Bei diesem Projekt des Stuttgarter Kammerorchesters mit Dirigentin Anna-Sophie Brüning und dem Rapper Afrob erarbeiten jugendliche Häftlinge der JVA Adelsheim ein Musiktheater, in dem sie gemeinsam und gleichberechtigt ihre eigenen Geschichten als Oper kreieren.
Zum vierten Mal wurden im Herbst die Preise vergeben, mit einer Fördersumme von insgesamt 200.000 Euro zählt „The Power of the Arts“ zu den höchstdotierten deutschen Förderpreisen im Bereich Kunst und Kultur. Da die Kulturprojekte in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie auf unvorhergesehene, großenteils existenzbedrohende Herausforderungen stießen, wurde die Fördersumme in diesem Jahr nicht auf vier, sondern zu gleichen Teilen auf zehn Projekte aus den Bereichen Kunst, Musik, Theater, Tanz und angewandte Künste verteilt, die sich allesamt für kulturelle Verständigung einsetzen. Teilweise stecken die Projekte auch noch in der Planung. Damit möchte die Initiative den Kunst- und Kulturschaffenden einerseits mehr Flexibilität und Planungssicherheit ermöglichen und andererseits schlicht mehr Akteure der von der Krise besonders stark betroffenen Branche bei ihrer Arbeit helfen. Außerdem will man ein Zeichen setzen und zeigen, welchen Stellenwert die Kultur in der Gesellschaft einnimmt, wie Buben erklärt: „Besonders in Zeiten der Krise zeigt sich, welche wichtige Rolle Kunst und Kultur in der Gesellschaft einnehmen und wie sie einen Beitrag leisten können, um Menschen zusammenzubringen. Gleichzeitig steigt die Bedeutung der Förderung in diesen Bereichen, da viele Kunst- und Kulturschaffende von den Einschränkungen im Rahmen der Corona-Pandemie mit am härtesten betroffen sind.“
Ebenfalls von den coronabedingten Einschränkungen betroffen war auch die Preisverleihung, die in diesem Jahr nicht an einen großen Festakt gekoppelt war, sondern in Einzelterminen vorgenommen wurde. Zudem wird „The Power of the Arts“ die Arbeiten der Preisträger in den nächsten Monaten weiter begleiten, zumal auch noch gar nicht alle prämierten Projekte aufgrund der Vorkehrungen zur Bekämpfung der Pandemie verwirklicht werden konnten. „Wir sind gespannt auf die Umsetzung und Weiterentwicklung in diesen besonderen Zeiten und zu so wichtigen Themen für unsere Gesellschaft“, so Elfriede Buben. Weiter erklärt sie: „Im Kontext der aktuellen gesellschaftlichen Brüche durch die Corona-Pandemie gilt mehr denn je: Kunst kann Menschen zusammenbringen und findet eine gemeinsame Sprache.“
So divers und vielfältig wie die Preisträger war auch die unabhängige Jury besetzt, die sich in diesem Jahr mit 130 Bewerbungen auseinandergesetzt hat. So waren neben dem Leiter der Abteilung Kultur der Konrad-Adenauer-Stiftung Hans-Jörg Clement auch der Musiker Samy Deluxe, die Ballettdirektorin des Friedrichstadt-Palastes Alexandra Georgieva oder die Publizistin und Aktivistin Kübra Gümüşay vertreten. Auch die Autorin, Islamwissenschaftlerin und Publizistin Lamya Kaddor, die Politikerin, Unternehmerin und Autorin Diana Kinnert sowie die Schauspielerin, Autorin und Regisseurin Maryam Zaree waren Teil der Jury, so dass am Ende sieben Vertreter aus Wirtschaft, Kunst, Kultur, Wissenschaft und Politik an einem Tisch saßen, die allesamt an die „Kraft der Künste“ glauben.
Aufmacherbild © David Frank