Es ist die Zeit der Reifröcke und Vatermörder, des Biedermeier und von Napoleon Bonaparte. Vor allem aber ist es die Zeit der Romantiker: Gefühlvolle, empfindsame Geschöpfe, die in die Natur hinausstürmen und das Abenteuer hinter der nächsten Wegbiegung erwarten. Da nach außen jedoch ein anderes Leben von ihnen erwartet wird, sind sie im Innersten gespalten. Robert Schumann (1810-1856) verkörpert den Prototypen eines solchen Romantikers. Hin- und hergerissen zwischen unterschiedlichen beruflichen Laufbahnen, entscheidet sich Robert mit 20 Jahren endgültig für die Musik.
Als er sich dann in Clara Wieck verliebt und sie 1840 schließlich heiratet, dauert es zunächst einige Zeit, bis er mit ihrem großen musikalischen Talent zurechtkommt. Doch auch diese Phase ist bald überwunden und beide fangen an, voneinander zu profitieren – ihr Leben lang. So wird dank Claras Hartnäckigkeit, mit der sie Robert dazu drängt endlich auch für Orchester zu komponieren, der Grundstein für seine vier so überaus vielfältigen Sinfonien gelegt.
Die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM) wurde 1763 von Friedrich dem Großen gegründet, fast 50 Jahre vor Schumanns Geburt. Seit 250 Jahren pflegt das Unternehmen am historischen Standort in Berlin-Tiergarten das über Generationen gewachsene Handwerk. Für das Musiklabel der Berliner Philharmoniker und ihr 2014 erschienenes Album mit den Sinfonien von Robert Schumann hat KPM ein Vasenunikat gestaltet, das sich als Hommage an den Komponisten und sein sinfonisches Werk versteht.
Die Basis für das von der Musik Schumanns inspirierte Meisterwerk aus Porzellan bildet die große chinesische Vase des langjährigen Modellmeisters der Manufaktur, Julius Wilhelm Mantel (1820-1896), eines Zeitgenossen des Komponisten. Doch im Gegensatz zum Original zeigt die Oberfläche der ansonsten ebenmäßig geformten Vase auf einer Seite asymmetrische Verwerfungen. Diese sind inspiriert von Schumanns komplexer Persönlichkeit, die sein gesamtes musikalisches Schaffen durchzieht.
Dem unterschiedlichen Charakter der vier Sinfonien entsprechen die handgemalten floralen Motiven nach historischen Dekor-Entwürfen aus der Zeit der Spätromantik. Die lebensfrohe Frühlingssinfonie spiegelt sich in pastellfarbenen Blumen wie Narzissen und Anemonen wieder. In erdigen Farben gehaltene Chrysanthemen und Astern greifen die dunkle Atmosphäre der zweiten Sinfonie auf. Dem fröhlichen und glanzvollen Charakter der Rheinischen entspricht ein bunter Sommerstrauß. Die „aus tiefster Seele geschaffene“ vierte Sinfonie in der Urfassung von 1841 illustrieren Rosen und Vergissmeinnicht. Was Schumann wohl dazu sagen würde?
Fotos: KPM (2), gemeinfrei (2)