Voller Vorfreude schreitet die Braut den Kirchengang entlang, während sie schon vom Altar aus von ihrem zukünftigen Gatten angestrahlt wird. Liebe liegt in der Luft. Und Musik. Wagners Hochzeitsmarsch umschmeichelt die emotionale Atmosphäre. Oder aber der Pachelbel-Kanon. Oder aber eine einzelne Geige sorgt mit Bachs „Air“ für zusätzliche Gänsehautmomente. Egal, was letztlich gespielt wird: Klassische Musik und emotionale Anlässe wie etwa eine Hochzeit gehören einfach zusammen. Da ist es inzwischen schon längst Standard, einen Musiker oder ein kleines Ensemble zu engagieren, damit der schönste Tag im Leben eben noch schöner, noch vollkommener wird.

Aber was, wenn man auch bei anderen Veranstaltungen wie etwa einem Geburtstag oder einer Firmenfeier klassische Klänge haben möchte? Und wo findet man eigentlich die passenden Musiker zu diesem oder jenem Anlass? Wer nicht gerade die Gelben Seiten wälzen oder sämtliche Künstleragenturen im Umkreis von hundert Kilometern abtelefonieren möchte, wird vor allem an einem Ort schnell und sicher fündig: im Internet. Dort gibt es Plattformen für Musiker-Vermittlung wie Sand am Meer. Wobei sich die meisten auf reine Unterhaltungsmusik spezialisiert haben. Wer also klassische Live-Musik online buchen möchte, muss digital ein wenig buddeln, aber immer mehr Agenturen bieten inzwischen auch die Vermittlung von Künstlern im Klassikbereich an.

Klaviermusik bei einem Event
Klaviermusik bei einem Event © shutterstock

Künstler-Collection und Klangkartei

Eine dieser Vermittlungsplattformen ist die Künstler-Collection aus Mainz, die im Oktober 2009 von Sascha Plöchinger gegründet wurde. Damals ging er mit 15 Künstlern für die Rhein-Main-Region an den Start. Ab 2012 kamen sechs weitere Regionalplattformen hinzu. Inzwischen bieten rund 500 Musiker und Ensembles ihre Dienste bundesweit an, wobei die reine Klassik nur einen kleinen Teil ausmacht, wie Sascha Plöchinger verrät: „Der Klassik-Bereich ist bei uns nicht eng definiert und schließt Solisten – zum Beispiel Solo-Violine zur Trauung – ebenso ein wie klassische Ensembles und Klassik-Crossover-Bands.“ Der regionale Bezug ist allerdings auch bei klassischen Musikern extrem wichtig. Dadurch werden weite Fahrten der Künstler obsolet – und die Buchungskosten können geringer gehalten werden.

Anders geht da die Klangkartei aus dem Raum Würzburg vor, denn deren Künstler reisen tatsächlich durch die komplette Republik – und auch Anfragen aus Österreich und der Schweiz sind für die Online-Agentur kein Problem. Diese enorm große Reichweite inklusive möglicher langer Anfahrtswege ist aber eine logische Konsequenz, denn die Klangkartei ist eine der ganz wenigen Plattformen, die ausschließlich klassische Musiker vermittelt. Im Februar 2015 mit neun Künstlern gestartet, sind aktuell etwa 250 Musiker und Musikerinnen bei der Klangkartei registriert.

Und es gibt noch eine Besonderheit: Im Sommer 2015 entschied sich der Geschäftsführer Tim Wendhack dazu, den Ausbau der Website zur Musiker-Vermittlung mit einem eigenen Login-Bereich für Musiker, in dem sie ihre Profile anlegen und pflegen können, mit Crowdfunding zu finanzieren. Und das mit Erfolg, wie die Organisationsleiterin Cathrin Mauer bekräftigt: „Wir sehen im Crowdfunding eine tolle Möglichkeit, neben der finanziellen Ermöglichung von Projekten direktes Feedback von vielen Menschen zur eigenen Idee zu bekommen. Unsere Idee schien zu gefallen, denn wir konnten das Cowdfunding erfolgreich beenden.“

Musiker-Vermittlung: So funktioniert’s

Aber wie kommt man überhaupt darauf, eine Vermittlungsagentur aufzubauen, die allein auf klassischer und Jazzmusik gründet? Für Cathrin Mauer ist das schnell erklärt: „Unser Team kommt aus der Klassik-Szene, hat Musikwissenschaft oder Musik studiert und spielt ein Instrument. So lag es nahe, unsere Expertise in diesem Bereich auch für die Klangkartei zu nutzen. Auch sehen wir den großen Bedarf einer solchen Webplattform in der Klassik. In Deutschland gibt es 24 Musikhochschulen, die jedes Jahr tausende Absolventen hervorbringen. Diese Musiker möchten wir Veranstaltern aller Art zugänglich machen. Im Rock- und Pop-Bereich gibt es das schon – in der Klassik ziehen wir jetzt nach!“

Ensemble "Cembaless"
Auch das Ensemble „Cembaless“ ist über die Agentur Klangkartei zu buchen © Cembaless/Klangkartei

Neben der Ausrichtung und der unterschiedlichen Klassik-Gewichtung gibt es aber noch einen großen Unterschied zwischen der Künstler-Collection und der Klangkartei – nämlich Aufbau und Vorgehensweise an sich. Während die Künstler-Collection für Kunden und Musiker die klassische Variante anbietet (man kann über die Plattform die Künstler direkt kontaktieren und auch direkt mit ihnen alle Details wie Termin, Dauer und Gage aushandeln und besprechen, die Agentur erhebt nach erfolgreichem Vertragsabschluss eine Vermittlungsgebühr in Höhe von 15 Prozent des Honorars vom Musiker, der im Gegenzug auch die Beratung der Künstler-Collection in Sachen Honorar oder Vertragsrecht in Anspruch nehmen kann), geht bei der Klangkartei der Kontakt ausschließlich über die Agentur selbst. „Das ist Teil unseres Serviceverständnisses“, erklärt Cathrin Mauer. „Wir beraten Veranstalter und Musiker gleichermaßen.“ Wobei man als Kunde bei der Klangkartei auch alle inhaltlichen Freiheiten wie bei der Künstler-Collection hat. Man kann sich Programme von den Musikern ebenso wie von der Agentur vorschlagen lassen, aber eben auch selbst bestimmen, welche Stücke gespielt werden sollen.

Für jeden Anlass die richtige Musik

Letztlich kann man so auf beiden Plattformen den geeigneten musikalischen Rahmen für die eigene Veranstaltung finden. Cathrin Mauer ist die Bandbreite da besonders wichtig: „Prinzipiell vermittelt die Klangkartei klassische Musik und Jazz für alle Veranstaltungstypen. Wir decken sowohl klassische Konzerte als auch musikalische Umrahmungen für private oder geschäftliche Anlässe ab.“ Sascha Plöchinger verrät sogar, was bei der Künstler-Collection im Bereich Klassik besonders nachgefragt wird: „Häufig gibt es Anfragen für Streicher zu Trauung und Hochzeit, klassische Ensembles werden auch für Firmenveranstaltungen oder Vorträge gebucht, bei denen zwischen Reden Stücke gespielt werden.“ Wobei Plöchinger in Sachen Vermittlung an sich auch sehr pragmatisch herangeht: „Generell gilt: Wenn uns die Optimierung des Materials des Künstlers gut gelingt und die Kommunikation gut ist, kann Nachfrage generiert werden – egal ob Cello oder Zymbal.“

Bleibt nur noch die Frage nach den Kosten, die jeden interessieren, der damit liebäugelt, selbst zu einem bestimmten Anlass einen Musiker oder gar ein Ensemble zu buchen. Leider gibt es auf diese Frage keine allgemeingültige Antwort, wie Cathrin Mauer von der Klangkartei sagt: „Pauschal kann man das natürlich nicht sagen. Die Anforderungen sind so unterschiedlich – Reisekosten, Vorbereitungen, Sonderwünsche…“. Sascha Plöchinger wird für seine Künstler-Collection da schon etwas konkreter: „Als Grundsatz gilt etwa 300 Euro pro Musiker pro abendfüllendem Auftritt. Bei Solisten und kleinen Ensembles ist es pro Musiker meist mehr als bei großen Formationen. Viele verlangen für eine Firmenfeier mehr als für einen Auftritt im Seniorenheim.“