Früher waren es die Bechstein-Säle in Berlin, Paris, London und St. Petersburg, die das Konzertleben prominent widerspiegelten, heute sind es die C. Bechstein Konzertreihen in den acht Zentren, die sich vom hohen Norden (Hamburg) bis in den Süden Deutschlands (Augsburg) erstrecken. Auch Firmenpartner sind Konzertveranstalter und haben regelmäßig weltbekannte Pianisten zu Gast, ebenso wie die eigens gegründete Hochschulreihe, die derzeit auf Kooperationen in Köln, Hannover und Frankfurt baut – und auch hier soll in naher Zukunft expandiert werden.
In jüngster Vergangenheit zog die Reihe der Berliner C. Bechstein Klavierabende zudem ins stilvolle Ambiente des Konzerthauses, in welchem der neue Saal mit 386 Plätzen weitaus mehr Raum bietet.
Gerade prominente Jungstars wie Alexej Gorlatch, der seit seinem Sieg beim ARD-Musikwettbewerb 2011 zu den erfolgreichsten Talenten seiner Generation zählt, wie auch die Pianisten Haiou Zhang und Yejin Gil können den Saal mit Programmen von Bach bis Beethoven über Chopin bis Liszt, Skrjabin und Ravel gut füllen. Nicht zuletzt verspricht man sich vom neuen Ambiente das ohnehin schon hohe Niveau zu steigern, wie Gregor Willmes, Kulturmanager der C. Bechstein AG, erklärt.
Regionale Verwurzelung und internationale Weitsicht
Trotz der regionalen Verwurzelung in Berlin, jenem Ort, an welchem das erste Kapitel der Bechstein Story geschrieben wurde, hat man den internationalen Markt im Blick. So wurden bereits Ende der 1860er Jahre Instrumente nach England und Russland exportiert. Und auch die Wigmore Hall in London geht auf Bechstein zurück: 1901 als „Bechstein Hall“ errichtet, wurde der Saal während des Ersten Weltkrieges enteignet und 16 Jahre später in „Wigmore Hall“ umbenannt, unter welchem Namen der Saal bis heute firmiert.
Heute kann sich das Traditionsunternehmen internationale Weitsicht auf die Fahnenstange schreiben. Insbesondere auf dem osteuropäischen Markt, in Russland und Japan, ist man stark. Dennoch: Die Hälfte der Umsätze wird in Deutschland erwirtschaftet.
Flügel und Klaviere der Meisterklasse: von der Vision zur gelebten Mission
„Die besten Klaviere und Flügel der Welt zu bauen“ – das ist nicht nur Vision des Gründers Carl Bechstein, sondern bis heute gelebte Mission der gut 150 Mitarbeiter. In sechster Generation arbeiten Klavierbauer, Ingenieure, Tonmeister und spezielle Fachexperten am perfekten Klang und an der harmonischen Balance eines einzigartigen, gesanglichen und konzertanten Instruments. Dafür setzt man ausschließlich auf erlesene Naturmaterialien wie tonfarbenunterstützende Hölzer, die die sangliche Tonfarbe der Flügel und Klaviere unterstützen. Jedes einzelne Bauelement – von der Resonanzbodenarchitektur und dem Rastaufbau über das Wandsystem bis hin zum Stuhlboden – wird dabei im eigenen Haus gefertigt, maßgenau angepasst und weiterverarbeitet. Besonderes Merkmal, das Bechstein zudem von anderen Pianofabrikanten unterscheidet, ist die Verarbeitung der Klanghölzer. Diese reifen und trocknen in einem langwierigen Prozess zum Resonanzholz, welches das Fundament für Dynamik- und Spannungsverhalten stellt.
Ein exzellentes Zusammenspiel aus Klaviatur, Mechanik, Hammerköpfen und Klangkörper ist aber nur die eine Seite der Medaille – das perfekte Instrument zeigt sich immer erst im Zusammenspiel mit dem Virtuosen. „Man wächst und wird nur besser, wenn man sich mit diesen kritischen Aspekten befasst“, verrät Willmes und unterstreicht dabei die enge Zusammenarbeit Bechsteins mit den Künstlern. Wie diese im Detail aussehen kann, veranschaulicht die Geschichte des Konzertflügels D280, der nach zahlreichen Spielproben und Rücksprachen verbessert wurde. Die Weiterentwicklung dokumentiert schließlich auch der neue Name: D282.
Natürlich gebe es allgemeingültige Merkmale rund um Qualität, Mechanik und Klang. Hier gehe es aber letztlich um Nuancen im Feinabstimmungsbereich, so Willmes. Zudem „sollen unsere Instrumente vielseitig sein und damit natürlich auch die Ansprüche eines breitgefächerten Publikums bedienen.“ Dass der Flügel im Diskant durchsetzungsfähiger werde, sei, bei immer lauter werdenden Orchestern, eine grundsätzliche Herausforderung gewesen, die Bechstein bereits gemeistert habe – schließlich müsse sich auch ein „sanglicher Flügel“ Gehör verschaffen können.
Begegnungen mit Beethoven
„Der C. Bechstein Konzertflügel besitzt alle Eigenschaften, die einen Pianisten glücklich machen: Klarheit, Farbenreichtum und Dynamik sowie einen einzigartigen singenden Ton.“ Saleem Abboud Ashkar.
Saleem Abboud Ashkar ist einer der Künstler, die den Bechstein-Flügel kennen, schätzen und lieben gelernt haben, und die auch Bechstein im Umkehrschluss fördern möchte. Am 5. April widmet sich der in Nazareth geborene Pianist im vorletzten Konzert seines Beethoven-Zyklus den nachfolgenden Sonaten:
• Sonate Es-Dur op. 7
• Sonate c-Moll op. 13 („Pathétique“)
• Sonate g-Moll op. 49 Nr. 1
• Sonate G-Dur op. 49 Nr. 2
• Sonate Es-Dur op. 81a („Les adieux“)
Das siebte Konzert der Reihe, das im neuen Boulez-Saal der Barenboim-Said-Akademie stattfinden wird, beleuchtet das Thema „Musik und Gesellschaft“ und wird von atmosphärischen Film- und Interviewsequenzen umrahmt.