Musik und Autos
Zwickau war lange ein bedeutender Ort für die deutsche Automobilindustrie. Hier wurden Anfang des 20. Jahrhunderts die ersten Werke für die Herstellung von Autos der Marke Audi gegründet. Ein gutes Jahrhundert zuvor nahm in dieser Stadt aber auch eine außergewöhnliche Musiker- und Komponisten-Karriere ihren Anfang: Robert Schumann wurde am 8. Juni 1810 geboren. Hier wuchs er auf, bevor er 1828 zum Studium nach Leipzig zog, zunächst an die dortige juristische Fakultät. Sein Geburtshaus wurde hundert Jahre, nachdem der Komponisten das Licht der Welt erblickte, als Robert-Schumann-Museum in Betrieb genommen.
Nochmal rund hundert Jahre später ist Zwickau mit knapp 90.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt in Sachsen und wartet mit der passenden Infrastruktur für den Wettbewerb auf. Ulrike Lehmann, Projektleiterin von Jugend musiziert: „Hier gibt es wunderbare Einrichtungen, die für die Musiktradition von großer Bedeutung sind, zum Beispiel den Robert-Schumann-Wettbewerb. Die Spielstätten wie das Konservatorium, der Jugendstilsaal „Neue Welt“ und die Schulen sind mit hochwertigen Flügeln ausgestattet. Das ist wichtig, weil eine der Solo-Kategorien, die ja alle drei Jahre rotieren, dieses Jahr das Klavier ist.“
Das richtige Zeichen
Unterstützung erhält die sächsische Stadt aus der Region. Werdau, Meerane und Reichenbach im Vogtland stellen ihre Ressourcen ebenfalls zur Verfügung. Sogar das Wochenende der Sonderpreise, abgekürzt WESPE, das normalerweise vom Wettbewerb abgekoppelt im Herbst stattfindet, hat zum Jubiläum hier Platz. WESPE würdigt besondere Hör- und Lernerlebnisse, z. B. Eigenkompositionen, Improvisationskunst oder zeitgenössische Werke extremen Umfangs.
Auch Ulrich Rademacher als Jury-Vorsitzender und Präsidiumsmitglied des Deutschen Musikrats ist mit der Entscheidung für Zwickau sehr zufrieden. „Besonders schätzen wir hier die familiäre Atmosphäre. Der Wettbewerb geht nicht in einem Überangebot an Kulturveranstaltungen unter, hier werden wir auffallen! Die Stadt wird quasi von Jugend musiziert okkupiert.“ Und noch einen Aspekt hebt Rademacher hervor: „Unser halbes JuMu-Leben sind wir jetzt ein gesamtdeutscher Wettbewerb. Nach der Wiedervereinigung konnten wir von den Erfahrungen ähnlicher Förderungen jenseits der Grenze sehr viel lernen. Das Jubiläum hier zu feiern, ist das richtige Zeichen.“
Wettbewerb im Wandel
Um musikalische Begabungen zu finden und zu fördern, ist wohl kein Wettbewerb so renommiert und flächendeckend wie Jugend musiziert. Und keiner greift so früh. Mehr als eine Million Kinder und Jugendliche haben inzwischen teilgenommen. Für viele von ihnen war dies der erste Schritt in eine Musikkarriere – oder eine Phase ambitionierten Lernens. Denn ursprünglich wurde der Wettbewerb ins Leben gerufen, um dem Nachwuchs für professionelle Orchester im Nachkriegsdeutschland unter die Arme zu greifen. Mittlerweile ist er aber weit mehr als Exzellenzförderung. Seit seiner Gründung 1964 hat er eine enorme Entwicklung durchgemacht. Nicht nur die Fokussierung auf Orchesterinstrumente ist einer bemerkenswerten Vielfalt gewichen. Erst kam das Klavier hinzu, dann Zupfinstrumente, Gesang sowie nach und nach zahlreiche Instrumente aus anderen musikalischen Richtungen. Dass in einigen Familien die Nähe zur Saz stärker ist als zur Blockflöte, wird längst abgebildet. „Die Zahl der Teilnehmenden hat sich verzehnfacht, auch das musikalische Niveau steigt jährlich“, konstatiert Ulrike Lehmann. Mit seiner Vielfältigkeit, Nachhaltigkeit und Breitenwirkung wurde der Wettbewerb eine essenzielle Institution des Musiklebens und ein Fest des Zusammenseins. „Wir schaffen Begegnungen zwischen jungen Musikern und Musikerinnen, zwischen Eltern von musikbegeisterten Kindern, unter Lehrkräften und mit den Mitwirkenden der deutscher Schulen im Ausland.“
Damit Jugend musiziert immer neugierig bleibt, gibt es seit etwa acht Jahren die Kategorie Jumu open. „In unseren Ausschreibungen formulieren wir ,Alten‘ sehr dezidiert und detailliert, was wir unter zeitgenössischer Musik verstehen“, erklärt Rademacher. „Mit Jumu open wollen wir den Wettbewerb für die Ideen der Jugend öffnen, die Exzellenz der Kreativität wagen und die Entdeckerlust fördern.“
Finale in Zwickau
Ulrike Lehmann ist schon seit einem Jahr im Organisations-Modus. Damit 2.200 Musikerinnen und Musiker auftreten können, alle zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind, die Instrumente bereitstehen und die Jury eingeladen ist, bekommt ihr neunköpfiges Team Unterstützung von über hundert Helfern vor Ort – engagierte Bürgerinnen und Bürger, vor allem junge Menschen.
Auch Prominenz hat sich angekündigt. Bundesjugendministerin Lisa Paus wird ebenso erwartet wie Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch und die Zwickauer Oberbürgermeisterin Constance Arndt.
Aufmacherbild : © Sabine-Siemon/DMR/Jugend musiziert