Thüringen zeigt sich von seiner grünen Seite
Doch nicht nur in Wald und Flur, sondern auch in Thüringens malerischen Städten schillert das bunt blühende Leben sommerlicher Blütenpracht zurzeit mehr denn je. Denn unter dem diesjährigen Motto „Querbeet durch Thüringen“ zeigt sich der Freistaat mit seinen zahllosen Schlössern, herzoglichen Landschaftsparks und Gärten von seiner grünen Seite und präsentiert dabei neben der vielfältigen Kunst des Gartenbaus die erstaunlichen Möglichkeiten der Landschaftsarchitektur.
Den Anlass zu diesem Blütenfest bildet die Bundesgartenschau 2021 in Erfurt, deren sehenswerte Attraktionen jedoch nicht nur in der Landeshauptstadt, sondern auch an 25 weiteren Standorten in ganz Thüringen zu bestaunen sind, so beispielsweise in Weimar: Viele der dortigen zumeist assoziativen Denkmäler sind Teil des UNESCO-Weltkulturerbes „Klassisches Weimar“, so auch der Park an der Ilm mit dem Goethe Gartenhaus und Schloss Belvedere.
Zwischen Park und Natur
Wer etwa durch den Schlosspark Belvedere spaziert, den eine über vier Kilometer lange Allee mit der Weimarer Altstadt verbindet, der merkt in der Tat kaum noch, wo der Park aufhört und die Natur anfängt. Fünfzehn Kilometer Wegstrecke durchziehen den Landschaftsgarten und führen vorbei an Skulpturen und Schmuckplätzen. Der direkt ans Schloss angrenzende Russische Garten, die einstige Sommerresidenz des Erzherzogs Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach, erscheint im symmetrisch-formal angelegten Barockstil – mit Amorgarten und 200 Jahre alten Hainbuchen, die dunkle Laubengänge bilden.
Treffpunkt für Weimars geistige Elite
Das nahe Weimar gelegene Schloss Tiefurt hat dagegen ein eher ländliches Antlitz. Sein idyllischer Schlosspark ist eingerahmt von einer Schleife des Flusses Ilm, deren Ufer von sanft abfallenden Wiesen mit kleinen Baumgruppen gesäumt sind. Es war der Sommersitz Herzogin Anna Amalias, die die damalige geistige Elite um sich scharte und so das Zentrum des Weimarer Dichterkreises schuf. Geradezu prädestiniert für die künstlerischen Zusammenkünfte großer Persönlichkeiten ist wohl der von Blumen umgebene Musentempel. Auch Schiller und Goethe verweilten hier. Vor allem letzterer war ein enger Vertrauter der Herzogin, die bis heute Namensgeberin der bekannten Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar ist.
Rückzug ins Gartenhaus
Johann Wolfgang von Goethe, der über fünfzig Jahre in Weimar gelebt und gewirkt hat, war selbst ein großer Pflanzenfreund und befasste sich intensiv mit botanischen Studien. In Weimars weitläufigem, im englischen Stil konzipierten Park an der Ilm lässt sich auch der von Goethe selbst angelegte „Garten am Stern“ erkunden, mitsamt dem am Hang gelegenen ansehnlichen Gartenhaus, in das sich der Dichter zurückzog. In seinem Garten plante er eine Malvenallee, einen parkähnlichen Bereich, eine Obstwiese sowie Beete zum Anbau von Erdbeeren und Spargel – um die sich letztlich wohl meist seine Frau Christiane kümmern musste, während er sich lieber mit wissenschaftlichen Betrachtungen zum Thema Gemüsezucht auseinandersetzte. „Natur! Wir sind von ihr umgeben und umschlungen. Wir leben mitten in ihr und sind ihr fremde“, schrieb der Dichter, der sich über das Verhältnis zwischen Mensch und Natur wohl so manches Mal seinen brillanten Kopf zerbrach.
Wechselbeziehung zwischen Mensch und Natur
Der Park an der Ilm, Weimars größter und bekanntester Landschaftspark, ist mit seiner durchdacht gestalteten Szenerie geradezu repräsentativ für die lang währende, schwierige Beziehung zwischen Mensch und Natur. Nicht ohne Grund hat auch die Klassik Stiftung Weimar, die sich eben jene Beziehung unter dem Motto „Neue Natur“ zum diesjährigen Schwerpunkt gemacht hat, ihren zentralen Ankerpunkt in den Park an der Ilm verlegt: Das Grüne Labor, im innovativ gestalteten temporären Pavillon an der Ruine des Tempelherrenhauses installiert, ist die erste Anlaufstelle für Unternehmungen, Aktionsraum und Aufenthaltsort.
Zudem ist das Grüne Labor Ausgangspunkt für eine Vielzahl unterschiedlichster Veranstaltungen und Events, die die Klassik Stiftung Weimar im Rahmen ihres Themenfokus „Neue Natur“ für diesen Sommer geplant hat, darunter zahlreiche Parkerkundungen, Themen- und Erlebnisspaziergänge, Ausstellungen, Workshops, Konzerte und Lesungen. Sie alle sollen neue Perspektiven eröffnen, sollen inspirieren und den Park an der Ilm, Weimars lebende Denkmäler und das Bewusstsein für die Wechselbeziehung mit der Natur in ein neues Licht rücken – und dabei gleichzeitig auch zum Diskurs anregen. Alle aktuellen Informationen zu den Veranstaltungen zur „Neuen Natur“ gibt es auf der Website der Klassik Stiftung Weimar oder in der aktuellen Ausgabe des Stiftungseigenen Magazins Klassisch Modern.
Flanieren, Verweilen und Genießen
Man wird des Staunens in Weimar nicht müde. Der gegenüber des Weimarer Stadtschlosses gelegene Kirms-Krackow-Garten im Biedermeier-Stil oder der romantisch gestaltete Historische Friedhof, auf dem sich auch die letzten Ruhestätten von Schiller und Goethe befinden, laden in Weimar zu Entdeckungen und ausgedehnten Spaziergängen an lauen Sommerabenden ein. Und trotzdem ist Weimar nur eine von vielen grünen Inseln, die es in diesem Jahr in Thüringen zu erkunden gibt. Ob fürstliche Anlagen, botanische Sammlungen, Kurparks, Landschaftsgärten oder moderne Stadtparks – über zweitausend Parks und Gärten im ganzen Bundesland laden zum Flanieren, Verweilen und Genießen ein – und führen ihre Besucherinnen und Besucher einmal querbeet durch die schönsten Ecken von Thüringen. Mehr zu weiteren sehenswerten blühenden Orten außerhalb von Weimar gibt es in der concerti Lounge „Die Reise geht weiter“ zu erfahren!
Für eine spielerische und interaktive Entdeckung der kulturellen Highlights in Thüringen sorgt dabei die Augmented-Reality-App „Thuringia.MyCulture.“ Mit dem digitalen Reisebegleiter lassen sich verschiedene Erlebnistouren, wie die Tour „Schlösserland Thüringen. Fürsten im Grünen.“ ganz individuell erstellen. So erlebt man Geschichte auf innovative Weise und lernt faszinierende Orte ganz neu kennen.
Hier gibt es weitere Informationen unter dem Motto „Querbeet durch Thüringen“.
Aufmacherbild: Der Musentempel im Schlosspark Tiefurt © SSFG für die Schatzkammer Thüringen / Marcus Glahn