Einmal auf einer großen Bühne stehen, bejubelt von einem begeisterten Publikum – diesen heimlichen Wunsch hatte wahrscheinlich jeder einmal, der als Kind oder Jugendlicher auch nur halbwegs ein Instrument festhalten konnte. Schien es doch so einfach, was einem die großen Vorbilder in Interviews oder Filmaufnahmen vorlebten. Die eigene Traumwelt der Musikindustrie mit ihren Stars und dem glamourösen Leben war rosarot, die Einsicht nach ein paar Unterrichtsstunden, dass es mit der Musikerkarriere doch nicht klappen würde, folgte aber meist schnell. Ausgeträumt, wie man so schön sagt. Besser so! Denn gerade das glamouröse Luxusleben ist, abgesehen von wenigen Ausnahmen, ein Luftschloss.

Nehmen wir als Beispiel einen Orchestermusiker eines der rund 130 öffentlich getragenen deutschen Kulturorchestern, für viele Musiker oft der erste Schritt auf der Karriereleiter. Bei der Betrachtung des Jobprofils mit zahlreichen Proben meist an Nachmittagen, Reisen und abendlichen Konzertveranstaltungen bleibt nur wenig übrig vom erträumten Glamour. Von der Bezahlung ganz zu schweigen.

Eingeteilt in Vergütungsgruppen

Die Vergütung der Musiker in Deutschlands Orchesterlandschaft erfolgt über den sogenannten „Tarifvertrag für die Musiker in Kulturorchestern“, der 1971 zwischen dem Deutschen Bühnenverein als Arbeitgeberverband auf der einen Seite und der Deutschen Orchestervereinigung sowie der Gewerkschaft öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) als Arbeitnehmervertretung auf der anderen Seite geschlossen wurde. Und spätestens hier endet der die Romantik: In jenem Vertrag nämlich werden die Musiker in Vergütungsgruppen eingeteilt, die sich nach der Anzahl der Planstellen in einem Orchester richten. Wer Pech hat, wird mit hauseigenen Tarifverträgen nach unten abweichend vergütet. Glück haben jene Musiker, die eine Anstellung in einem renommierten Orchester ergattern. Durchschnittlich verdient ein Orchestermusiker in Deutschland 3.639 Euro brutto pro Monat, abhängig vom Lebensalter und der Länge der Zugehörigkeit zum Klangkörper. Anders ausgedrückt: Die Monatsgehälter schwanken zwischen 1.482 und 8.778 Euro.

Dass es da schon einmal knirschen kann, wenn der Orchestermusiker an den monatlichen Verdienst des Dirigenten vor ihm denkt, liegt auf der Hand. Wirklich offengelegt wird hier nämlich nichts. Im Gegenteil: Hier wird verdunkelt, was das Zeug hält – bis hin zur „heißgeliebten“ Verschwiegenheitsklausel. Dennoch weiß man, dass das Monatsgehalt eines Chefdirigenten mit Star-Status schon mal im sechsstelligen Bereich liegen kann. Extrembeispiele waren Herbert von Karajan, der bis zu seinem Tod ein Vermögen von einer halben Milliarde Mark angehäuft hatte, oder Lorin Maazel, der für einen einzelnen Konzertabend bis zu 120.000 Euro verlangt haben soll.

Zwischen 200 und 50.000 Euro pro Abend

Beim Blick auf den Opernbetrieb könnte das Gehaltsgefälle nicht größer sein. Wirkliche Spitzenverdienste erreichen Stars wie Anna Netrebko, die laut Forbes Magazin auf ein Jahresgehalt von 3,34 Millionen Euro kommt, oder Jonas Kaufmann, dessen Abendgagen 50.000 Euro und mehr betragen. Zum Vergleich: Ein angestellter Sänger an einem Opernhaus verdient im Schnitt 24.000 Euro pro Jahr (!) und kommt nach einer zehnjährigen Karriere auf ein Jahresverdienst von 43.200 Euro. Tariflich geregelt ist eine Mindesgage von 1.850 Euro im Monat.

Mit zusätzlichen Konzertengagements kann sich ein gefragter Sänger somit schon einmal ein Jahresgehalt von bis zu 80.000 Euro zusammensingen. Hauptsache, die Stimmbänder machen mit. Trotzdem: Es bleibt die Ausnahme. Wer sich gar in die Selbstständigkeit begibt und keinen großen Namen in der Szene hat, darf sich für einen Soloabend im kleinen Rahmen mit etwa 200 Euro abspeisen lassen.

Übrigens: An den renommierten Opernhäusern verdient ein Regisseur nicht selten bis zu 50.000 Euro – pro Produktion! Dort wiederum singen in der Regel aber ja die Topverdiener. Man bleibt eben gerne unter sich. Wären da nicht wieder diejenigen, die sich beim Anblick der Klassikelite den großen Traum vom Musikerleben ausmalen.

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