Wie klingt Europa? Diese Frage hat sich das Bundesfinanzministerium gestellt und lädt deshalb in seiner Veranstaltungsreihe „So klingt Europa“ regelmäßig Talente aus ganz Europa zu sich nach Berlin ein. „Europa ist Vielfalt in Kultur und Geschichte“, betont Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble immer wieder. „Und jeder, dem die Künste etwas bedeuten, liebt die Vielfalt der europäischen Malerei, Literatur, Architektur und Musik.“ In der achten Ausgabe am 16. Mai richtet sich der Blick auf einen kleinen Inselstaat im Mittelmeer: Malta. Seien Sie live ab 18 Uhr im Videostream dabei und entdecken Sie die vielfältige maltesische Kultur.

Fassade des Astra-Theaters in Victoria/Gozo
Fassade des „Teatru Astra“ © shutterstock

Zwei Opernhäuser auf einer kleinen Insel

Malta lockt vor allem Touristen an, die nicht nur wegen des klaren Wassers und der vielen Strände kommen, sondern auch wegen der architektonischen Schönheiten und der reichhaltigen Geschichte. Was vielleicht die wenigsten wissen: Auf der Insel Gozo befinden sich in einer Straße gleich zwei Opernhäuser, die in Rivalität zueinander stehen – und das auch noch vor dem Hintergrund unterschiedlicher christlicher Schutzpatrone, nämlich St. Georg und St. Mary. Im Rahmen von „So klingt Malta“ werden der Tenor Cliff Zammit Stevens und der Bariton Joseph Lia diese Einzigartigkeit musikalisch präsentieren.

Auch in der maltesischen Folkmusik gibt es Besonderes zu entdecken: Għana, eine spezielle Gesangsform mit Instrumentalbegleitung, stammt noch aus der Zeit der Ritter von St. John und wurde damals hauptsächlich während der täglichen Arbeit ausgeübt. Es gibt verschiedene Variationen dieser alten Kunstform, die ein fünfköpfiges Ensemble aus Altmeistern während des Konzerts wieder zum Leben erwecken wird.

Ruben Zahra
Ruben Zahra © Lisa Attard

Multiinstrumentalist Ruben Zahra wird maltesische Instrumente vorstellen und mit seinem Projekt „ĦREJJEF“ maltesische Märchen musikalisch erzählen. Das Valletta International Baroque Ensemble, das auch beim jährlich stattfindenden „Valletta International Baroque Festival“ zu erleben ist, wird Barockmusik aus Malta vorstellen, wie etwa vom Komponisten Girolamo Abos (1715-1760). Ein Gegenpol wird der Auftritt von „The Travellers“ sein. Die junge maltesische Rock-Pop-Band mixt eigene Kompositionen mit maltesischen Texten und Brass-Elementen.

Reichhaltige Geschichte

Mit über 430.000 Einwohnern auf nur 316 Quadratkilometern Fläche gilt Malta als der Staat mit der fünfthöchsten Bevölkerungsdichte weltweit, wobei sich der größte Teil der Bevölkerung auf die Hauptstadtregion um Valletta konzentriert. Den Grundstein für die kleinste und südlichste europäische Hauptstadt legte 1566 Jean Parisot de Valette, Großmeister des Malteserordens. Nach der Belagerung durch die Osmanen ein Jahr zuvor, sollte die Stadt von nun an als Festung des Malteserordens dienen. Zwanzig Jahre dauerte die Errichtung der neuen Heimat für damals 4.000 Einwohner und Ordensritter – Jean Parisot de Valette erlebte die Fertigstellung nicht mehr, kam jedoch postum zur Ehre, Namensgeber der neuen Stadt zu sein.

Jean de Vallette
Jean de Vallette © shutterstock

Erst im Laufe des 17. und 18. Jahrhundert rückten die militärischen Interessen, die zur Gründung führten, in den Hintergrund, und Valletta erblühte zur Barockmetropole, die mit der Eröffnung des Suez-Kanals 1869 auch noch zur bedeutenden Hafenstadt avancierte. Schon damals war Malta und damit auch Valletta britische Kronkolonie und erlangte erst 1964 die Unabhängigkeit. 1980 wurde die Stadt zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. 2018 wird sie europäische Kulturhauptstadt.

Schmelztiegel der Kulturen

Gewissermaßen als Erbe ist noch heute Englisch die Amtssprache neben der maltesischen Sprache. Deren Wortschatz ist zu 70 Prozent semitischen Ursprungs und daher dem Arabischen sehr ähnlich, dazu kommen noch italienische und englische Anleihen. Einflüsse der britischen Kultur finden sich an allen Ecken und Enden: Pubs, zweisprachige Straßenschilder und natürlich der Linksverkehr. An die Araber erinnern vor allem die hölzernen Alkoven vieler Fassaden.

Fischerboote auf Malta
Fischerboote auf Malta © Péter Vanicsek/Fremdenverkehrsamt Malta

Allgegenwärtig sind auf Malta auch die bunten Fischerboote, die meist christliche Namen tragen – kein Wunder, denn 97 Prozent der Bevölkerung sind römisch-katholisch. Am Bug aber sind sie mit den Augen des Osiris, des altägyptischen Totengotts, verziert. Ein alter Glaube, der Wachsamkeit vor den Gefahren aus der Tiefe symbolisiert und die Fischer auf See beschützen soll. Totengott hin oder her: Für die Malteser ist das alles andere als ein Widerspruch, schließlich leben sie in einem Land, das aufgrund seiner geographischen Lage und seiner Vergangenheit ein Schmelztiegel der Kulturen ist.

Die Veranstaltungsreihe „So klingt Europa“ existiert seit 2013 und hat schon Musik und Kultur aus Estland, Lettland, Griechenland, Litauen, Luxemburg, den Niederlanden und der Slowakei vorgestellt. Gehen Sie auf der Internetseite So klingt Europa auf eine musikalische Entdeckungsreise durch diese Länder. Einen kleinen Vorgeschmack bekommen Sie im Trailer.